Charlotte Haeckel an Ernst Haeckel, Potsdam, 2. April 1879
Berlin 2/4 79.
Mein lieber Ernst!
Seit 8 Tagen bin ich nun hier bei Bertha, von der ich verwöhnt und gepflegt werde. In der bestimmten Hoffnung Dich nun, wie Du mir geschrieben bald bei mir zu sehn, hätte ich Dir jetzt nicht mehr geschrieben; aber da ich das Bedürfniß habe: Dir alles mitzutheilen, was mich besonders bewegt, so muß ich Dir von gestern schreiben. Wir wurden überrascht von Anna, die in Auftrag ihres Vaters kam, mir zu sagen: Herr von Letto || würde versetzt, und habe die Wohnung gekündigt, ob ich sie nehmen würde, dann würde er es niemand sagen. – In Beziehung auf das früher von Dir geäusserte, und da ich in diesem Winter doch gesehn wie sehr meine Kräfte abgenommen haben, und es mir oft nicht möglich war, aus zu gehn; habe ich gesagt: ich würde die Wohnung nehmen; nochmal zu wechseln ist ein kühnes || Unternehmen, in meinem Alter sollte man wohl keine mehr machen, und doch müssen wir ruhig aushalten, solange Gott will. Ich habe nun Anna gesagt: Karl möchte Deine jetzige Wohnung kündigen. Da mich die Sache doch sehr beschäftigt, mußte ich Dir noch schreiben; mündlich können wir mehres darüber sprechen; ich denke künftigen Montag nach Potsdam heimzukehren, und zu Deinem Empfang alles einzurichten. ||
Grüsse Deine liebe Frau die Kinder und Heinnrich herzlich von mir, letzterer ist hoffentlich auch wohl.
Auf Dein Kommen freut sich von Herzen
Deine
alte Mutter Lotte.
Bertha grüßt Euch.
Höre ich nichts anders so erwartte ich Dich Gründonnerstag, Du kannst aber schon früher kommen. –