Charlotte Haeckel an Ernst Haeckel, Potsdam, 17./18. März 1879
Potsdam 17/3 79.
Lieber Ernst!
Herzlich habe ich mich gefreut von Heinnrich zu hören, daß Du mit Deinen Lieben gesund bist; aber leid ist es mir, daß Agnes Sorge um die Gesundheit ihrer Mutter hat. Die arme Frau muß doch viel leiden; das Wetter ist aber auch gar zu schlimm. –
Herzlich danke ich für die übersandten Potographien der Kinder, die mir leider so fremd sind. Habe ich sie doch so lange nicht gesehn; nun wenn ich noch lebe, so macht ihr mir die Freude in diesem Sommer, und kommt mir den Kindern. ||
18/3
Guten Morgen! Als ich gestern Abend am Schreiben war kamen Heinnrich und Herrmann, um mit der alten Frau Wist zu spielen.
Anknüpfend an diese Zeilen wollen wir vorläufig nur erst Dein Herkommen besprechen, worauf ich mich sehr freue; doch möchte ich gerne bald erfahren wann Du kommst; ist es Dein Plan auch in Berlin zu sein? Vielleicht wäre es dann am Beßten wenn Du zuerst in Berlin wärst. Wenn nichts dazwischen kommt werde ich den 26sten März nach Berlin zu Bertha reisen, weil mein Mädchen zur Hochtzeit ihrer Schwester || reist. Mein Plan ist etwa 8 Tage dort zu bleiben. Doch würde ich meinen Aufenthalt etwas verlängern wenn ich mit Dir in Berlin sein könnte. Sehr wünsche ich aber, daß wir die Feiertage in Potsdam sind, weil dann Karl nicht durch seinen Beruf in Anspruch genommen ist. Wenn Du auch in Berlin manches zu thun hast; so würden wir doch manche Stunde zusammen sein, da wir dann beide bei Bertha wohnen. Sei so gut und gieb mir bald Nachricht wie Du denkst Deine Zeit einzutheilen; wenn Du nicht kannst, so ist vielleicht Agnes so gut, mir ein paar Zeilen zu schreiben. ||
Recht sehr habe ich mich gefreut von Heinnrich zu hören, daß Dein Walter jetzt tüchtig in der Schule ist. Gott erhalte und behüte die lieben Kinder; die ich herzlich grüssen lasse. Dir und Agnes den herzlichsten Gruß von
Deiner
alten Mutter
Lotte Häckel.