Haeckel, Charlotte

Charlotte Haeckel an Ernst Haeckel, Potsdam, 4. Juli 1882, mit Nachschrift von Karl Haeckel

Potsdam 4/7 82.

Mein lieber Ernst!

Zuerst will ich Dir nur gleich berichten, daß Dein Freund Krabbe aus Copenhagen jetzt in Berlin ist, wo er in Auftrag seiner Regierung sich in der Thierarzeneischule umsehn soll. Er war Sonntag hier in Potsdam, und besuchte mich Abends. Sein Besuch galt wohl eigentlich Karl, der aber leider nicht hier war: Karl war mit Marie und den beiden Brautpaaren bei Richters in Mariendorf. Bertha und Karls 4 jüngsten || Söhne waren bei mir Abends und so verzährte Krabbe mit uns sauere Milch. Ich schreibe Dir es nun gleich, weil Krabbe sagte, er würde in den nächsten Tagen Dich in Jena besuchen, damit Du Dich nicht zu weit vom Hause entfernst; und lieber Deinem Mädchen bestellst, wenn Du weg gehst, wo sie Dich ruffen können, mir thät es leid, wenn Krabbe Dich auch nicht treffe. – Bertha, die gestern heim abreistea, hat ihn bei sich zu heute Mittag eingeladen. – – ||

Nun, mein lieber Ernst, muß ich Dir doch noch herzlichen Dank sagen für Deine Liebe, die mir wieder so lebhaft auch entgegen trat an meinem Geburtstag, natürlich ist mir von den Geschenken das Bild des Ceylonreisenden das liebste, das ich mir auch werde einrahmen lassen. Die Egiptischen Bilder habe ich mir schon oft mit Siegfried besehn; und den Mundvorrath haben wir uns schmecken lassen; am Sonnabend waren wir || Tante Bertha, die Vormittag an kam, mit mir bei Karl wo wir gemeinschaftlich den Blumenkohl verzährten, und von den Spargeln hatte ich einen Theil zur Suppe gegeben. Die schönen Spargel, die ichb in Wasser frisch hielt, haben Sonntag c Bertha und mir mit den Würstchen ein Mittagsmahl gegeben. also nochmals herzlichen Dank! – Nun muß ich Dir doch sagen, wie wir den Tag weiter verlebt haben,: Nachmittag waren wir in Trebbin: Bertha, Karl, Marie, || Siegfried und ich fuhren in einem kleinen Korbwagen, die übrige Gesellschaft zu Fuß. Wir freuten uns alle des schönen Wetters, meine Gedanken weilten viel bei Dir.

Grüsse Walter herzlich von mir, und sage ihm, er solle sich auf der Reise nach Helgoland recht in Acht nehmen, und seine liebe Mutter und Schwestern von mir grüssen. Mein Kopf ist zu || dumm, daher kann ich ihm nicht noch schreiben, wie ich willens war. Siegfried der eben bei mir war, meinte Walter könne uns doch besuchen, wenn er reise.

Nun möge Allen die Seeluft gut thun; und halte Du Dich vor allem gesund, und behalte lieb

Deine

alte Mutter.

Das Geld wird zur rechten Zeit eintreffen. – –

Karl läßt schön grüßen, er ist sehr beschäftigt beim Schwurgericht, daher kann er Dir heute nicht mehr schreiben. ||

[Nachschrift von Karl Haeckel]

Herzlichen Dank, lieber Bruder, für das schöne große Bild von Dir! – Dein Karl –d

a eingef.: ab; b einge.: ich; c gestr.: M; d Text weiter am linken Rand von S. 5: Herzlichen Dank … Dein Karl –

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
04.07.1882
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 36823
ID
36823