Haeckel, Charlotte

Charlotte Haeckel an Ernst Haeckel, Potsdam, 2. Juni 1882

Potsdam 2/6 82.

Mein lieber Ernst!

Diese Zeilen, mein Herzens Sohn, sollen Dir in Deinem Heim meinen mütterlichen Gruß bringen. Vor allem meinen schönen Dank, daß ich die Freude gehabt, Dich wieder zu sehn. – Recht leid ist es mir, daß durch Krankheit des Herrn Eschke Dein Vorhaben für Berlin vereitelt ist. –

Gestern habe ich den 3ten Reisebericht von der Rundschau erhalten, und natürlich gleich gelesen: ich freue mich jetzt doch, daß Du diese schöne Reise gemacht hast, die mir sonst so schwer || geworden ist; aber ich wünsche nun auch sehr, daß Du Dir nun auch in Ruhe rechten Genuß noch von allen den gesammelten Schätzen haben mögst. Zunächst beschäftigt mich nun der Plan, den Du hast zum Besitz eines eigenen Hauses zu kommen; freilich hätte ich gewünscht, daß Ihr ein fertiges hättet kauffen können. Wenn dazu aber keine Aussicht ist, dann mögtet Ihr doch je eher je lieber es unternehmen; aber ich bitte: nehmt den Raum nicht zu || klein, macht Euch einen Plan, wie Ihr das Haus wünscht; übergebt dann dena ganzen Bau einem Sachverständigen, zuverlässigen Mann, und mischt Euch dann während des Baus um nichts, vor allem muß Agnes es sich klar machen, daß die Einrichtung so ist, wie für Ihre häusliche Einrichtung wünschenswerth ist. –

Ich werde mich freuen, wenn ich es noch erlebe, wenn ich Dich mit Agnes und den Kindern in || einer behaglichen Häuslichkeit weiß. Das Lebensglück liegt nicht im äusseren Besitz und Wohlleben, aber sein festes Heim zu haben, ist doch schön; und das möge Euch zu Theil werden.

Doch ich darf Dir nicht zu viel Zeit rauben, und so sei nur noch kurz mit Frau und Kindern innig gegrüßt von

Deiner

alten Mutter

Lotte.

a korr. aus: das

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
02.06.1882
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 36820
ID
36820