Haeckel, Charlotte

Charlotte Haeckel an Ernst Haeckel, Potsdam, 7. Februar 1882

Potsdam 7/2 82.

Lieber Ernst!

Hoffentlich ist dies der letzte Brief, der meine Grüsse meinem lieben Sohn so weit bringen muß, und darüber freue ich mich in der Hoffnung, Dich gesund und wohlgemuths heimkehren zu sehn. Gott behüte Dich auch ferner auf Deiner Reise. Indem ich dies schreibe bist Du wahrscheinlich auf der Wanderung im Gebirge. Wie sehr freue ich mich, daß es Dir bis jetzt so gut gegangen ist.

Diese Zeilen kann ich Dir mit leichterem Herzen || schreiben, da es unserem lieben Karl, Gott sei Dank, besser geht; er kann doch wieder sich Bewegung im Freien machen. In der letzten Zeit haben wir auch viel Freude gehabt: Heinrich hat sein Staatsexamen mit dem Zeugniß: vorzüglich gut bestanden und ist jetzt hier. Ich freue mich sehr über den lieben Jungen; der wird schon seinen Lebensweg gehn; Anfangs Aprill wird era eine Assiständenstelle in Strasburg antreten. Möge es zu seinem Wohl gereichen. ||

Eine zweite Freude ist es ja für uns, daß Herrmann sein Examen als Obergärtner glücklich abgemacht hat; er ist heute nach Stralsund gereist, wo er als Wandergärtner zu thun hat. Wenn er zurück kommt wird er hier in Wannsee eine Privatstelle antreten bis sich was anderes und festes findet; denn darauf steuert er wohl loos, da er sich verlobt hat. Möge dies auch zu seinem Wohl sein. ||

Ich gehöre nicht zu den Leuten, die sich über jede Verlobung freuen, nehme aber herzlichen Theil, wenn es zum Guten führt, und werde mich herzlich freuen, wenn Herrmann eine brave Frau bekommt. – Die Kinderschar hier im Hause ist gesund. Mein kleiner Siegfried erfreut mich täglich durch seinen Besuch. Nun, leb wohl, mein lieber Ernst. Gott sei mit Dir! und behalte lieb

Deine alte Mutter

Lotte Häckel.

a eingef.: er

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
07.02.1882
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 36813
ID
36813