Charlotte Haeckel an Ernst Haeckel, Berlin, 23. Oktober 1878

Berlin 23/10 78

Lieber Ernst!

Auch Dir muß ich Glück wünschen zum Geburtstag Deiner lieben Frau. Hoffentlich erlebt Ihr den Tag gesund und heiter. Mir geht es hier bei meiner lieben Bertha sehr gut.a Am Sonnabend, als ich eben angekommen war, hörte ich von Frau Tobler, die Bertha besuchte,. daß beib Deinem früheren Kolegen Fleidner Zwillinge angekommen sind. Es soll gut gehn; und obgleich wie ich gestern von Lisko hörte, sie erst Schreck über doppelten Seegen gehabt, doch beide || Eltern sich sehr über die Kinder freuen. – –

In Potsdam habe ich die Unsrigen wohl verlassen, Karl war Sonntag zu Mittag hier; Hermann hat für den Winter eine Anstellung in den Königlichen Gärten, die er gleich Montag angetreten hat, er wohnt beim Vater, was mir für den und den [!] anderen Geschwistern lieb ist; Hermann ist wieder nach Heidelberg abgereist.

Vor einigen Tagen bekam Bertha Besuch vom alten Herrn Klasen aus Bonn, der mir sehr gefallen hat; || sein Sohn Oskar, Mann von Anna Bleek, ist sehr krank gewesen, und obgleich er nach den letzten Nachrichten auf der Besserung ist, so ist es doch sehr schwer, und noch nicht abzusehn, was werden soll, da der Arzt entschieden jede schwere Arbeit verboten hat, und nach den dortigen Verhältnissen sie doch auf tüchtige Arbeit angewiesen sind. –

Gestern wurde mein Schreiben an Dich unterbrochen, da Bertha Besuch erhielt von Frau Kocham, die mit Deinem Freunde Straßburger und dessen Familie in Engel-||berg zusammen gewesen ist, und c großes Intresse an sie zu nehmen schien, besonders lobte sie die Frau, die so ganz für die Kinder lebe, sie selbst unterichtete etcd. – –

Gustchen von Post läßt Dich in dem Brief, den ich gestern von ihr erhielt, noch besonders grüßen. – Sie ist auch viel leident gewesen, und der Arzt hat ihr für den Winter und Frühjahr alles Reisen verboten, so werden wir sie wohl erst spät hier sehn. –

Bei meiner Ankunft hier in Berlin bin ich gleich ||

2)

zu Herrn Joachim gegangen, habe die für Dich eingekauften Papiere abgeholt, womit die Berechnung bis October wohl ausgeglichen sein wird. Wenn es Dir recht ist, so denke ich die zu Neujahr einlaufenden Zinsen in Potsdam in die Kreditbank zu legen; da wie ich von Marie Bleek höre, wahrscheinlich noch eine Zubusse zur Vereinigten Westphalia zu leisten ist, da die Zeche einen Prozes verlohren hat. Angenehme, erfreuliche Aussichten. – Doch das muß durchgemacht werden. – – ||

Grüsse Deine Kinder herzlich, ich schicke ihnen hierbei etwas Naschwerk. Einen vergnügten Geburtstag wünscht Dir und Deiner lieben Frau

Deine

alte Mutter

Lotte Häckel

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Brief Metadaten

ID
36799
Gattung
Brief ohne Umschlag
Entstehungsort
Entstehungsland aktuell
Deutschland
Entstehungsland zeitgenössisch
Deutsches Reich
Datierung
23.10.1878
Sprache
Deutsch
Umfang Seiten
6
Umfang Blätter
3
Format
14,2 x 22,0 cm; 13,2 x 19,7 cm
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 36799
Zitiervorlage
Haeckel, Charlotte an Haeckel, Ernst; Berlin; 23.10.1878; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_36799