Charlotte Haeckel an Ernst Haeckel, Potsdam, 22. August 1878, mit Beischrift von Karl Haeckel

Potsdam 22/8 78.

Lieber Ernst!

Hoffentlich bist Du wohlbehalten in Paris angekommen, und befindest Du Dich gut. Diese Zeilen sollen Dir die herzlichsten Grüße und Wünsche Deiner alten Mutter bringen. Gott gebe Dir Seegen zu der vorhabenden Reise; möge es Dir nach Wunsch gehn; aber thue auch das Deine, sei vorsichtig, denke an Deine Lieben, die um Dich sorgen in der Fremde.

Herzlich danke ich Dir für Deinen lieben Brief aus Ilmenau; auch ich habe || mich sehr gefreut, daß meine beiden lieben Söhne mal wieder traulich miteinander verkehren konnten; Karl hat die Ausspannung aus dem Aktenjoch sehr gut gethan und ich finde ihn viel frischer und wohler; jetzt hat er nur wieder viel zu thun. Er und seine Kinder sind wohl, und mir geht es auch etwas besser, man darf nur im Alter nicht zu viel verlangen; nächste Tage will ich versuchen bei günstigem Wetter aus zu fahren oder zu gehn. ||

Heute früh ist Bertha wieder abgereist, die zu meiner großen Freude seit Freitag den 16ten, bei mir war. Sie läßt Dich herzlich grüßen. Denke nur: sie ist in Bonn auch krank an der Gürtelrose gewesen. Da Karl noch zu schreiben will, und Anna mich eben besucht, so wünsche ich Dir eine gute Nacht. – Behalte lieb

Deine

alte Mutter

Lotte.

[Beischrift von Karl Haeckel]

Ich füge Mutters Brief meine Grüße hinzu. Dann aber noch die Bitte, Dir doch noch ordentlich zu überlegen, ob du den passus, den Du in die Vorrede zu den „gemischten Aufsätzen“ btr. des Habel und der Cliché’s aufnehmen wolltest, verantworten kannst. Es kommt alles darauf an, welchen Vertrag Du mit Virchow-Holtzendorf, und welchen diese mit Habel (pp. Lüderitzsche Buchhandlung) || geschlossen haben, rsp Du mit letztrer direkt. War eine 2te Auflage des Vortrags nicht ausdrücklich von Deiner Seite vorbehalten u. das Honorar für den Vortrag ganz ohne solchea Klausel auf 50 rl verabredet, so dürfte Holtzendorf nach Belieben neue Auflagen machen.

Sieh Dich also ja vor; bist Du nicht über alle gedachte Punkte in Gewißheit, so laß lieber den Hiob gegen Holtzendorf fort. Ich möchte nicht, daß Du Dir Ungelegenheiten machtest, u. etwa hineinbrächtest, was Du nachher nicht verantworten kannst.

Ebenso hast Du Dir doch klar gemacht, daß Du die einzelnen Aufsätze in einer solchen Sammlung nur dann abdrucken lassen darfst, wenn Du Dir dazu das Recht vorbehalten hast? –

Bei uns geht es gut. Am vorigen Montag machten wir eine sehr nette Landpartie mit den herübergekommenen Sydow’s nach Baumgartenbrück-Templin. Das Wetter scheint endlich ein dauernd gutes zu werden, aber schon recht herbstlich.

Die Deinen werden nun wohl am nächsten Montag schon wieder in Jena anrücken. Grüße sie sehr von

Deinen

treuen Bruder.

Schreibe doch, sobald Du den Aufenthaltsort wechselst, eine Postkarte an mich oder Mutter, damit ich wenn etwas passirt, Dich sofort benachrichtigen kann.b

a gestr.: jegliche; eingef.: solche; b Text weiter am linken Rand von S. 4: Schreibe doch, … benachrichtigen kann.

Brief Metadaten

ID
36787
Gattung
Brief ohne Umschlag
Entstehungsort
Entstehungsland aktuell
Deutschland
Entstehungsland zeitgenössisch
Deutsches Reich
Datierung
22.08.1878
Sprache
Deutsch
Umfang Seiten
4
Umfang Blätter
2
Format
14,0 x 21,7 cm
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 36787
Zitiervorlage
Haeckel, Charlotte; Haeckel, Karl an Haeckel, Ernst; Potsdam; 22.08.1878; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_36787