Haeckel, Charlotte

Charlotte Haeckel an Ernst Haeckel, Potsdam, 28. September 1875

Potsdam 28/9. 75.

Lieber Herzens Ernst!

Hoffentlich bist Du wohlbehalten heimgekommen und hast Deine Lieben gesund getroffen. Wie einsam ich mich heute fühle kannst Du denken, und ich danke Dir noch sehr, daß Du hier warst, was mir eine sehr große Erquickung war und in der Erinnerung noch ist. Um mir die Einsamkeit weniger fühlbar zu machen, packte ich heute gleich die Kiste für Dich, so beschäftigte ich mich doch mit Dir, was mir lieb war. ||

Ausser den 10 Flaschen Ungarwein habe ich Dir noch die Flasche Rheinwein eingepackt, aber nun bitte ich auch, daß Du sie bald trinkst.

Sei beim Aufmachen und Auspacken recht vorsichtig, eine kleine Flasche Ungarwein liegt ganz oben. Alle Sachen, die von Dir hier waren, sind in diea Kiste gegangen. Beim Einpacken fand ich aber 2 paar Strümpfe von Dir gänzlich zerrissen, die habe ich hier behalten, und werde sie ansticken, es || sind Vigonge Nummer 4 und 7. An der Stelle, wo die Strümpfe lagen, habe ich Potsdammer Zwieback gepackt, das werden die Kinder nicht übelnehmen.

Eben hatte ich zum Kaufmann geschickt, daß er möchte die Kiste zur Bahn holen lassen, bekam aber die Antwort: morgen ging es nicht, so wird sie also erst übermorgen abgeholt.

Karl läßt Dich herzlich grüssen; ich habe die Sachen die für ihn hier waren alle hinbesorgt, bin aber || gleich wieder weggegangen, da Clara in vollem Kramen war. Ich fragte nur, ob sie mir den Schlüssel für Dich geben könne, damit ich ihn einlegen könne; sie meinte aber den würde sie Dir schicken. –

Sei mit Deiner Frau und Kinder aufs innigste gegrüßt von

Deiner

alten Mutter,

die sehr bedauert, daß Du solch kaltes Reisewetter heute hattest. –

a irrtüml.: der

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
28.09.1875
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 36654
ID
36654