Haeckel, Charlotte

Charlotte Haeckel an Ernst Haeckel, Potsdam, 31. August 1874

Potsdam 31/8 74.

Mein lieber Ernst!

Wie freue ich mich, daß ich Dich nun endlich auf der Reise mit Deiner lieben Frau begrüssen kann. Gebe Gott, daß diese Reise für Euch eine recht glückliche sei, und Du eine rechte Erfrischung findest nach der so angestrengten, mühvollen Arbeitszeit. Gott gebe Euch schönes Wetter und immer gute Nachricht vom Ergehn der Kinder. – Hast Du in Eisenach Bertha getroffen? Seit gestern denk ich mir, ob sie sich Euch angeschlossen hat, und bis Salzburg mit Euch reist; es schien mir als sei ihre Reiselust noch nicht befriedigt. Wenn das ist, so grüsse sie herzlich von mir.

Nun zuerst Geschäftliches: schon am 28sten erhielt ich von Herrn Joachim die An-||zeige, daß er von Dir 1200 Thaler in preussischen und sächsischen? Cassenscheinen erhalten habe, dachte mir wohl, daß es das Geld von Herrn Reimer sei obgleich Du demselben doch hattest schreiben wolln, er möchte die Zahlung an Herrn Joachim leisten. Nun begreiff ich freilich nicht, daß ich nichts darüber von Dir hörte, das Räthsel löste sich gestern indem ich von Berlin Deinen Brief erhielt, so zerstreut sind gelehrte Herrn: Du hast zu meiner Adresse geschrieben: Schackstraße 30/31 Berlin, wo aber die Post so freundlich war mit blauer Tinte Berlin zu durchstreichen, und Potsdam ueber zu schreiben. Ich werde alles Deinem Wunsche gemäß besorgen; a || Fürs Erste wünscht Du, ich solle Dir nach München über mein Ergehn berichten, und da kann ich Dir die Beruhigung geben, daß es scheint besser zu werden. Im Ganzen war mein Zustand seit ich hier bin keineswegs behaglich der Krampfhusten, der mich in Jena quälte war bald verschwunden, doch fühlte ich mich sehr unwohl, viel Schmerz im ganzen Körper, und der Kopf sehr benommen, einen andern Husten, einen Schnupfen und Erkältungshusten plagte mich dabei. Doch nun wird es besser, und ich habe nach Deinem Wunsch Dir so ausführlich darüber geschrieben, nun wollen wir auch weiter nicht davon sprechen. Daß es wirklich besser geht siehst Du daraus, daß mein Kopf mir erlaubt soviel zu schreiben, das konnte ich in den vorigen Tagen nicht. – || Heute erhielt ich von Karl einen Brief: es geht ihnen gut, sie werden morgen Heringsdorf verlassen, und Abends hier eintreffen. – Die Kinder hier sind alle wohl. –

Seid nun, meine beiden Lieben, noch aufs Innigste gegrüßt, möge Euere Reise glücklich verlauffen, das Wetter scheint sich doch zu besseren, wir hatten in der Nacht von vorgestern zu gestern ein sehr heftiges Gewitter, seit dem scheint es besser zu werden. Nehmt Euch nur besonders Abends und Morgens in Acht, die doch immer kühl sind.

Seid wohl heiter und vergeßt nicht Euere

alte Mutter Lotte.

a gestr.: und denke

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
31.08.1874
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 36600
ID
36600