Charlotte Haeckel an Ernst Haeckel, [Potsdam], 19. Februar 1874
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Mein lieber Herzens Ernst!
Wie sehr betrübt es mich, Dich und die Deinen krank zu wissen, und ich bitte Dich aufs dringendste: sei recht vorsichtig, und gehe nicht zu früh aus. – Ich hatt schon rechte Sorge um Dich, weil ich nichts hörte, und bin immer noch in Angst ob Du mir wohl alles aufrichtig schreibst. Gott gebe nur bald Genesung. Kann ich irgend etwas von hier zu Euerer Er-||quickung schicken, dann bitte sage es ja.
Wie gerne wollte ich Euch helfen pflegen; ja wenn Ihr es wünscht kann ich gleich kommen, freilich kann ich nicht viel leisten. –
Daß Anna Sülge gestorben, ist ja sehr traurig für den Mann, Kinder und die alte Mutter.
Dabei habe ich doch mit Dank empfunden, daß Clara hoffentlich das in vieler Beziehung so traurige Wochenbett glücklich || überstanden hat. Jetzt ist sie wohl sehr matt und sie wird noch Zeit brauchen zur Erholung.
Vorigen Sonntag war Bertha hier, der es doch etwas besser geht. Die Unsrigen in Berlin haben viel Sorgen um Gertrudchen gehabt, die a an einer Unterleibsentzündung erkrankt ist. Nach den letzten Nachrichten ist es etwas besser.
Gestern war ich bei Karl zu Heinnrichsgeburtstag [!]; da sagte Karl mir ich möchte doch die B. P. M. Actien || verkauffen, da sie wahrscheinlich schon bald sehr im Werth sinken würde, sie stehen schon jetzt nur 110 Thaler. – Da frage ich an, ob ich Deine auch verkauffen soll??? Bitte gieb mir hierauf Bescheid, ich habe Deine Actien und auch die Coupons noch hier, also brauchst Du nur zu sagen, wie es gehalten werden soll. – Hoffentlich befindest Du Dich bald besser, das wünscht Dir Deine
Mutter Lotte
a gestr.: ab