Charlotte Haeckel an Ernst Haeckel, Potsdam, 29./30. Januar 1874
Potsdam 29/1 74
Lieber Ernst!
Mit der größten Sehnsucht erwartte ich Nachricht von Dir, und hoffe bald von Euerem Ergehn zu hören. Hoffentlich bekomme ich bald gute Nachricht, daß Du mit Deiner lieben Frau und den Kindern gesund bist. –
Hier hat für uns das Jahr sehr ernst und traurig angefangen, und doch müssen wir ja dankbar sein, daß Clara uns erhalten ist, aber allerdings ist es für sie recht schwer, auch dies dritte || Kinda nicht behalten zu haben.
30/1
Gestern als ich eben diese Zeilen an Dich angefangen hörte ich von Karl, daß er von Dir Nachricht erhalten, daß Ihr wohl seid und Du viel zu thun habest, da will ich Dir nicht noch mehr Schreiberei machen, aber Agnes erzeigt mir wohl die Liebe und giebt mir Bericht von Euerem Leben. – Wenn ich zub Ostern noch lebe, dann macht Ihr mir hoffentlich die Freude, und kommt zusammen zu mir. – – ||
Mittwoch war Bertha her gekommen, sie meint doch, es ginge ihr etwas besser. – Auch sagte sie mir, daß Gertrud, Heinnrichs Frau, sich erhole, auch Marie Bleek ging es besser. –
Bei dem Tod von Max Schulz habe ich auch viel an Luise Lachmann gedacht, die dadurch doch wieder eine Stütze verliehrt, er war ihr ein treuer Freund, und ich glaube Vormund ihrer Kinder. – ||
Gott behüte Dich und Dein Haus, und behalte lieb
Deine
alte Mutter Lotte.
a eingef.: Kind; b korr. aus: zum