Charlotte Haeckel an Ernst Haeckel, Potsdam, 9. Januar 1874
Potsdam 9/1 74.
Liebe Kinder!
Herzlichen Dank für Euere lieben Briefe, die mir ja, Gott sei Dank nur Gutes von Euch berichten, was ja meine große Freude ist. Mein jenenser Töchterchen ist ja eine dicke Frau geworden, es ist ja herrlich, daß sie die Kampange so gut bestanden hat. Möge es ferner so gut gehn. Ich wollte Euere lieben Briefe an jeden von Euch beantwortten, nun bin ich aber heute nicht fähig orndlich zu schreiben, der dumme Kopf erlaubt es nicht, und doch wollte ich gerne noch heute ein Wort der Theilnahme an || Euch richten, zu dem morgenden Festtag, wo Ihr den Geburtstag meiner lieben Lisbet feiert; nach ihren Wünschen muß ich sagen den Geburtstag von Mama seiner Lisbet. Gott erhalte Euch das liebe Kind, und gebe ferner Gedeihen, daß sie zu Euerer Freude heranwachse. Ich bitte Agnes, daß sie für die Kleine einen Bisquitkuchen zu einem ½ Thaler backen läßt und für 1 Th etwas kauft, was ihr Freude macht, das ist wohl besser als wenn ich hier was kaufe, || ich werde daher 1½ Th in der Berechnung, die ich für Ernst führe, eintragen, Ernst kann es Dir, liebe Agnes, geben. Grüßt und küßt mir alle 3 Kinder. Hoffentlich sehe ich Euch, wenn der Winter vorüber ist, und ich dann noch lebe, alle 5 bei mir. Gestern war ich in Berlin, und fand doch Bertha etwas besser als das vorige mal; besonders scheinen doch die Athmungsbeschwerden nachgelassen zu haben. Da Bertha jetzt nicht zu mir kann, so fahre ich recht oft nach Berlin, da || es uns beiden doch eine Beruhigung ist, wenn wir uns sprechen; mehrere Tage da zu bleiben, dazu kann ich mich nicht entschliessen wegen Klara; wenn ich ihr auch nicht wesentlich was sein kann, so bin ich doch nicht gerne fort, so sehe ich sie doch täglich, und das ist ihr auch lieb, wenn ich ein paar Stunden bei ihr sitze, und ihr dadurch das Liegen verkürze. Frl. Dittmann ist jetzt dort, und besorgt die Kinder und die Wirtschaft. [Briefschluss fehlt]