Charlotte Haeckel an Ernst Haeckel, Potsdam, 7. November 1873

Potsdam 7/11 73.

Lieber Herzens Ernst!

Herzlichen Dank für Deinen lieben, heute erhaltenen Brief, der mir eine große Beruhigung giebt, da Du mir schreibst, es ginge Euch allen wohl bis auf allgemeinen Famileienkarta, der hoffentlich auch bald ganz überwunden wird, etwas thut wohl überall der Winterübergang, aber Du mußt ihn nur bei Dir nicht so einreissen lassen, wie Du es schon öfter gethan, und sag mir nur immer aufrichtig, wie es Euch allen geht; von Agnes hattest Du mir immer geschrieben es ginge ihr diesmal im Wochenbett recht gut, und nun ersehe ich aus Deinem || heutigen Brief, daß sie erst nach 4 Wochen das Bett hat verlassen können; da thut sie mir herzlich leid, das lange liegen schwächt doch sehr. Hoffentlich ist ihr der Ausgang gut bekommen. Tauft mir nur das kleine Mädchen nicht eher bis Agnes dabei sein kann; und dann macht es nur auch etwas feierlich, Ihr braucht keine große Sache zu machen; aber so als ein Geschäft, was möglich rasch abgemacht sein soll, muß es nicht behandelt werden. Schon Euerer Kinder und Mädchen || wegen; Walter und Lisbethchen müssen dabei sein, wenn ihr Schwesterchen einen Namen bekommt. –

Ich danke Dir auch recht sehr für Gegenbaurs Brief, der hierbei zurück kommt, erst heute fragt ich in Gedanken darnach, ob Du wohl von ihm Nachricht habst; darnach scheint es ihm ja für’s erste gut zu gehn, wenn Du ihm schreibst, grüsse ihn auch von mir. –

Soll ich Dir den Brief auch zurück schicken von dem Pastor aus der Gegend von Weimar? Ich hab ihn zu den übrigen Pappieren von Dir aufgehoben. – ||

Oft habe ich Sorge, daß Du Dich nun, nach Gegenbauers Weggang, gar zu sehr von allem Verkehr mit Menschen zurück ziehst, das ist nicht recht! – –

Mit Karls Fuß geht es leidlich, hoffentlich bald besser, es ist langweilig. – Auch Bertha hat noch Hausarrest, nächstens denke ich mal auf ein paar Stunden hinzufahren, wenn mein Kopf und das Wetter es erlaubten. Grüsse Agnes und die Kinder auf’s herzlichste, und sei in Gedanken auf’s innigste umarmt von

Deiner

alten Mutter Lotte.

Gott sei mit euch!

Brief Metadaten

ID
36552
Gattung
Brief ohne Umschlag
Entstehungsort
Entstehungsland aktuell
Deutschland
Entstehungsland zeitgenössisch
Deutsches Reich
Datierung
07.11.1873
Sprache
Deutsch
Umfang Seiten
4
Umfang Blätter
2
Format
14,1 x 22,2 cm
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 36552
Zitiervorlage
Haeckel, Charlotte an Haeckel, Ernst; Potsdam; 07.11.1873; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_36552