Haeckel, Charlotte

Potsdam 5/1 73.

Mein lieber Ernst!

Dank für Deinen eben erhaltenen Brief; ich fange die Antwort gleich an, damit ich nicht manches vergesse. Mir scheint die Anlage des Geldes in Grundschuldbriefe bei der Westphalia sicher und vortheilhaft; allerdings ist das Capital auf 10 Jahr nicht kündbar, aber was schadet das; sollte man das Geld flott machen wollen, so findet sich gewiß Gelegenheit zum Verkauf. – Du fragst ob Du es selbst in Dortmund anmelden müßtest? Das kannst Du halten, wie Du wilßt. Im Ganzen finde ich es gut, daß Ihr selbst Euch || solche Sachen besorgt; aber diesmal könntesta Du höchstens an den Vorstand der Vereinigten Westphalia berichten auf wie hoch Du Dich bei dem Geschäft betheiligen willst, und dabei bemerken, da Du auf Reisen gingst, würdestb Du Deine Mutter beauftragenc, es für Dich zu besorgen. – Dies ist nun so zweckmässiger, da ich auch die frühern Obligationen für Dich, Karl und mich eingesandt habe, und darauf die Quittung von der Westphalia erhalten habe. Diese Gelder müssen mit den noch nicht erhobenen || Zinsen bei der neuen Einzahlung berechnet werden:

Von mir 2000 Thaler

von Karl 1000 Thaler

von Ernst 400 Thaler die darauf zu berechnenden Zinsen, so brauchtest Du zu einem Appoint a 500d nicht ganz 100 Thaler zu zahlen. – Willst Du, um mehr anzulegen: C. M. verkauffen so kannst Du mir ja die Pappiere mitgeben, die Einzahlung geschieht erst zum 1sten Aprill; aber bis Ende Januar muß man anzeigen wieviel man nehmen will; und ich bitte Dich es mir zu sagen, was ich für Dich dabei besorgen kann. Ich für mein Theil denke im Ganzen 8 Appoints a 500 Thaler zu nehmen, werde || einige Stammactien der Berlin Potsdam Magdeburger Eisenbahn verkauffen um mit den 2000 Thalern, die schon bei der Westphalia stehen, 4000 zu haben, so daß Du und Karl von mir später jeder 2000 Thaler dabei erhält. –

Bei der Renntenanstalt habe ich für Dich 19 Thaler 3 sg. erhoben. – Wenn ich noch zu Dir komme, werde ich die Berechnung mit Dir mitbringen. −

Wohin denkst Du Deine Reise zu richten? Du schreibst mal nach Constantinopel, aber seit ich in dem Buche, das Du mir zum Lesen geschickt hast, gesehen, daß die Gegend am Schwarzenmeer so ungesund ist, möchte ich nicht gerne, daß Du dahin reist. − ||

Diesmal, mein lieber Ernst, hast Du einen bloßen Geschäftsbrief erhalten, da muß ich doch noch in diesen Umschlag einen Herzensgruß an Dich senden.

Deinen Brief an Karl werde ich ihm morgen geben. Deine Schwiegermutter Minchen ist auf der Besserung und ausser Bett; sie ist noch in Ziegenort bei Petersens; ich wollte Dir das noch schreiben, wenn Du ihr etwa schreiben willst. Mit herzlicher Liebe wie immer

Deine

alte Mutter

Lotte.

a gestr.: müßtest; eingef.: könntest; b gestr.: habest; eingef.: würdest; c korr. aus: beauftragt; d eingef.: a 500

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
05.01.1873
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 36503
ID
36503