Haeckel, Charlotte

Charlotte Haeckel an Ernst Haeckel, [Berlin], 30./31. Dezember [1871]

Sonnabend d. 30 Dezember

Mein lieber Herzens Ernst!

Hoffentlich bist Du glücklich und wohlbehalten zu Hause gekommen, und hast Frau und Kinder wohl gefunden. Es ist mir sehr lieb, daß Du hier warst, und daß ich mit Euch Beiden zusammen alles besprechen konnte. Wir schliessen nun morgen ein Jahr, was für uns alle viel schmerzliches und schweres hat; und was für mich ein ernster Wendepunkt meines Lebens ist, meine Hauptthätigkeit fällt weg, der Mittelpunkt fehlt. || Bei unserm Schmerz wollen wir a dankbar in der Erinnerung des Guten gedenken, was uns geworden. So danke ich Gott, daß er mir so brave Kinder gegeben. –

Diese Zeilen sollen meinen Jenensern meinen Glückwunsch zum neuen Jahre bringen, möge es für Euch alle ein recht glückliches und fröhliches werden; vor allem schenke Euch Gott Gesundheit, und erhalte und || mehre Euer häusliches Glück, gebe Eueren Kindern geistiges und körperliches Gedeihen.

Heute Mittag war der Tischler Zack hier und hat die Markise wieder brauchbar gemacht, ganz richtig konnt er sie nicht machen, das Einsetzen neuer Stäbe könne nicht bei Kälte geschehn. Zack hat den bewußten Schrank gründlich untersucht, und meint: ich könne ihn ganz gut zum Packen nehmen, ich solle nur die Bücher unten in packen; || wenn es fertig ist, wird er den Strick drum schnüren, er hat ihn mit Luise herunter gebracht. Besprich nun mal mit Agnes ob ich Euch die Bettstelle schicken soll (die größere der Kinder Bettstellen). Wollt Ihr etwa auch eine eiserne haben? Sonst werde ich alles einpacken, was ich noch von Deinen Sachen finde, Dein Taschenmesser hast Du auch liegen lassen. – ||

Berlin 31/12 71.

Gestern Abend, mein lieber Ernst, war ich zu müde, um fertig zu schreiben, nun will ich noch schnell enden, denn da ja heute Hochtzeit ist, habe ich nachher niemand den Brief in den Kasten zu stecken, und doch wollte ich Euch gerne zu morgen meinen Gruß schicken. Heute früh habe ich schon die meisten Deiner Bücher gepackt, sobald ich also erfahre, ob Ihr || die Bettstelle wollt oder sonst noch was, kann es abgehn. –

Leider ist mir noch mancherlei eingefallen, was ich gerne mit Euch besprochen und abgemacht hätte, wozu es aber bei der kurzen Zeit nicht gekommen ist, als das Durchsehn von Vaters Pappieren, ich denke es ist nun wohl am beßten ich nehme sie mit nach Potsdam, und wir machen das, wenn || Du mich mal dort besuchst, was ja hoffentlich dann bald geschieht. Ich hatte für Vater zum Geburtstag ein paar Pantoffeln gemacht, die habe ich für Dich machen lassen, und werde sie mit einpacken; dann habe ich Dir eine Leibbinde gestrickt, kannst Du die brauchen?? bitte um Antwort. –

Wenn Du so viel zu schreiben hast, dann bitte ich Agnes daß sie mir zuweilen Nachricht über Euer Befinden giebt. ||

Gott sei mit Euch im neuen Jahr!! –

Grüsse Deine liebe Schwiegermutter, Agnes, Klara, Karl Deine Kinder alle innig von

Deiner

Dich so herzlich

liebenden Mutter.

a gestr.: uns

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
31.12.1871
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 36440
ID
36440