Haeckel, Charlotte

Charlotte Haeckel an Ernst Haeckel, Berlin, 20. Oktober 1871

Berlin 20/10 71.

Lieber Ernst!

Gleich nach Empfang Deines Briefes habe ich heute an Herrn Ferdinand Richter nach Mülheim an der Mosel geschrieben und ihn gebeten Dir 1 Anker weißen und 1 Anker rothen Wein baldigst zu schicken; und mir die Rechnung. Es schien mir so besser daa es hohe Zeit ist, als wenn ich Dir die Adresse schickte, hoffentlich bekommst Du ihn bald und nach Wunsch. – ||

Viel Besuche habe ich gehabt, jetzt lassen sie etwas nach, und unzählige Briefe sind angekommen, in den meisten stehen Grüsse und Theilnahme für Dich und Karl; ich habe alle aufgehoben, wenn Ihr sie später mal durch sehn wollt; manche lassen einen kalt, aber die meisten sind herzlich und ein Beweiß, welche Liebe und Achtung Euer lieber Vater sich erworben hat bei seinem anspruchsloos, kindlichem Wesen. b Karo c | hat nichts von sich hören lassen; von der Merkel ist ein theilnehmender Brief gekommen, sie läßt Dich und Karl grüssen, und schreibt sie habe die Todesanzeige ins Merseburger Kreisblatt einrücken lassen, weil dieses in Merseburg und Umgegend von jedem gelesen würde, und der Hallische Kurier nur von wenigen und von den Beamten fast gar nicht. – Wirst Du der Merkel schreiben und sie bitten ihre gehabte Auslage uns zu melden? oder soll ich ihr schreiben? ||

Bertha ist heute früh nach Potsdam gefahren, um ihren Geburtstag dort zu verleben; sie d forderte mich auf, mit zu fahren; aber das kann ich nicht. Bertha kommt oft zu mir und ist auch mit mir auf dem Kirchhof gewesen, wonach mich recht verlangte. Grüsse Agnes und die Kinder herzlich von mir; und behalte lieb

Deine

alte Mutter

Lotte.

a korr. aus: das; b gestr.: Von; c gestr.; ist; d gestr.: wollten

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
20.10.1871
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 36428
ID
36428