Haeckel, Charlotte

Charlotte Haeckel an Ernst Haeckel, Berlin, 2. Juli 1871

Berlin 2/7 71.

Mein lieber Ernst!

Recht herzlich habe ich mich gefreut als gestern Dein und Agnes Brief kam. Wohl hätte ich mich gefreut, wenn ich Euch hätte hier haben können; nun ich weiß doch, daß Du mit Deinen Gedanken bei uns warst. –

Auch für die überschickten Heftchen danke ich Dir und freue mich, das über Madeira zu lesen, so bald etwas Ruhe zum Lesen ist; hoffentlich verlangst Du nicht von mir, daß ich das ungarische lesen soll. –

Karl und Clara freuten sich auch sehr über die Photografie Deines Walters. ||

Als ich in der Zeitung von der Ueberschwämmung in Jena las, habe ich viel an Euch gedacht, die Neugasse stand auch wohl unter Wasser? Ueber Schulzes Verlobung habe ich mich sehr gewundert, nun, wenn die Frau verständig ist und ihn weiß richtig zu nehmen, so freut es mich für ihn. –

Nun, mein lieber Ernst, muß ich Dir wohl sagen, wie wir den gestrigen Tag verlebt haben, der allerdings dadurch etwas unruhig war, || daß mancherlei Geschäftliches erledigt werden mußte. Vormittags kam ungewöhnlich viel Besuch: Lucie Jacobi, Bertha Pine und Adelheid, Heinnrich und Gertrud mit ihren Jungen, Helehne Jacobi etc – –

Die Potsdammer hatten sich zu Mittag angemeldet, welches um 3 Uhr bestimmt wurde. Erst kam Karl aus Freienwalde, dann bald unser Karl mit Heinnrich und gegen 3 Uhr Clara mit Herrmann, || Ernst und Georg. Alle waren frisch und munter. Nach dem a Kaffee gingen Karl und Clara weg weil sie noch Besorgungen machen wollten, und ich fuhr auf Vaters Wunsch mit ihm und den 5 Jungen spazieren. – Nun, mein lieber Ernst, bitte ich Dich noch recht sehr, schreibe mir doch öfter, was Du für Nachricht von Agnes erhälst und wie es Dir und Deinen Kindern geht, wenn Du sie mir nicht geben willst. Behalte lieb Deine Mutter Lotte.

a gestr.: Essen

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
02.07.1871
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 36415
ID
36415