Haeckel, Charlotte

Charlotte Haeckel an Ernst Haeckel, Berlin, 29. September [1868]

Berlin d. 29sten

September.

Lieber Herzens Ernst!

Eben als ich zurück komme, ich habe Dein Bild in Heinnrichs Wohnung gebracht, bringt Friedrich mich feierlichst in Häckels Stube, der mir mit großer Freude entgegen ruft: ein Junge! Nun, Gott sei gepriesen, daß auch diese Sorge so weit gehoben ist, er gebe ferner Seegen und gedeihen. Recht begierig bin ich, nun recht bald was näheres zu hören, besonders wie es unserer lieben Agnes geht; ich bitte sie dringend, recht || vorsichtig zu sein.

Ich habe gleich an Marichen Reimer, Tante Gertrud, Tante Bertha, und Helehne die frohe Kunde gesendet. Gegen Abend will ich es Frau Weiß mittheilen. Wie von Herzen wünsche ich Euch Beiden, meine liebe Kinder, Glück zu dem Zuwachs Eueres häuslichen Glücks; wie um so inniger werden die Eheleute durch Kinder verbunden, durch das gemeinsame Streben || das körperliche und geistige Wohl der Kinder zu fördern. Möge der kleine Junge ein Seegen für Euch beide sein, eine neue Aufforderung zur gewissenhaften Pflichterfüllung. Ich bitte Dich, mein lieber Ernst, gieb uns nur ja recht fleissig Nachricht über das Befinden der Mutter und des Kindes. Mutter Huschke ist hoffentlich wohl, daß sie hat bei Agnes sein können, grüsse sie herzlich von mir, || ich lasse ihr wünschen, daß der neue Enkel ihr viel Freude und wenig Sorge machen möge. –

Aus Ziegenort lauten die Nachrichten noch immer besorglich: Bertha ist langsam auf der Besserung, aber noch nicht auf, der kleine Max liegt am Tiefuß, ein Mädchen ist gestorben, eins krank weggebracht und die dritte hat so den Kopf verlohren, daß sie sie haben weg schicken müssen; so daß sie lauter fremde Leute im Hause haben; zum Glück soll die Pflegerin || gut sein; die Guvernante ist mit den 3 anderen Kindern nach Heringsdorf geschickt, um andere Luft zu haben; nun ist aber in Mutter Minchens Haus Carl und zwei Kinder erkrankt, so daß sie mit den Kindern Donnerstag nach Frankfurt gehn wird. –

Heinnrich und Gertrud werden Donnerstag Abend erwarttet. –

Deiner lieben Frau und Deinem Kindchen gieb von mir einen Kuß. – Vater grüßt Euch beide, er habe || große Freude über den Jungen. – Ueber Deine neue Würde als Vater freut sich sehr

Deine

alte Mutter

Lotte

aber als Vater hast Du auch die Verpflichtung für Deine eigene Gesundheit zu sorgen. –

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
29.09.1868
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 36392
ID
36392