Haeckel, Charlotte

Charlotte Haeckel an Ernst Haeckel, Berlin, 24. September 1868

Berlin d. 24

September 1868.

Lieber Ernst!

Heute früh erhielt ich Deinen Brief nebst Rolle. Da nun Frau Reimer mir eine große eingerahmte Madonna gezeigt hatte, die Onkel Herrmann Gertrudchen schenkte, so ging ich hin, um ehe ich Deine auspacke zu sehn ob es dieselbe ist; das ist aber die Raphaelsche. Marie Reimer sagte mir nun unter 5 bis 8 Thaler könnte ich es nicht eingerahmt bekommen, da es reines weißes Glas sein müsse. Ich ging nun || trotz Regen, gleich selbst zum Glaser, und bestellte ihn zu mir, damit er ausmesse und berechne; nach verschiedener Ueberlegung habe ich einen Rahmen von Palisander mit schmalem Goldstreif gewählt; aber unter 5 Thalern meine er könne er es nicht machen, das Glas sei das kostbarste. Gerne hätte ich Dir noch darüber geschrieben; aber da der Glaser sagte 3 Tage brauche er zum Einrahmen und || das es orndlich trocken werde; und das junge Ehepaar den 29sten kommt, so war keine Zeit zu verliehren; ich werde dann zulegen, was über 3 Th. ist. –

Daß Du mit Deiner Agnes gesund bist, freut mich sehr; und ich bitte Dich dringend, daß Du nun wirklich mal Rücksicht auf Deine Gesundheit nimmst; daß Du wieder mein alter, kräftiger Junge wirst. – ||

Die Bücher von Georg Reimer sind nicht gekommen, wenn ich sie erhalte werde ich nach Deiner Vorschrift damit verfahren. –

Mein Kopf ist so wüst und dumm vom Schnupfen, daß ich nicht mehr schreiben kann, seid Beide aufs innigste gegrüßt von

Euerer

alten Mutter

Lotte.

Sage doch von an Frau Hildebrand: das braune Kleid habe ich endlich bekommen, und das andere solle ich Montag bekommen; soll ich sie per Post schicken? oder aufheben?

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
24.09.1868
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 36391
ID
36391