Haeckel, Charlotte

Charlotte Haeckel an Ernst Haeckel, Berlin, 27. März 1869

Berlin d. 27sten

März 1869.

Mein lieber Ernst!

Dein gestern erhaltener Brief hat mich sehr erfreut, durch die Nachricht, daß es Dir mit Deinen Lieben gut geht. – Daß Du in Weimar warst hat mich sehr amüsiert, bringe nur den Vortrag über die Pickbesteigung mit, dann kannst Du ihn hier mal für uns etc halten. Sehr freut es mich, daß Du so schöne Arbeitsräume bekommst. – ||

Auf Dein Herkommen freue ich mich unaussprechlich und Vater nicht minder, der so oft sagt: ich sehne mich doch sehr nach meinem Ernst. Mit der Zeit Deines Kommens richte es nur ja so ein, wie es Dir am beßten paßt; mir bist Du immer willkommen, und wenn es auch im Umzug und Wäsche kommt; Du machst als treuer Sohn alles mit. Agnes bitte ich aber dringend, Dir wenn || Du hier bist fleissig zu schreiben wie es ihr und Euerem Herzblättchen geht; sonst hast Du hier keine Ruhe. –

Ueber Vater wirst Du Dich freuen, der erholt sich wirklich sichtbar. Täglich fahren wir um 1 Uhr eine Stunde spazieren, und sei 3 Tagen a hat er Abends noch eine Fußtur gemacht. –

Unsere Wohnung wird viel besehn, ist aber nicht vermiethet; sollte es geschehn, so würden wir ziehen, || sonst aber wahrscheinlich erst den 12ten April.

b Ehe an Umzug gedacht wurde hatte ich zum 6ten Wäsche angesagt, die mache ich dann noch in der Wohnung ab; auch läßt die Wirthin noch in der neuen zwei Stuben tapezieren. Hier ist man der Meinung unsere alte Wohnung würde sich noch schwerer vermiethen, wenn erst die Möbel heraus sind. Sollte sich noch was finden, so wird gezogen. ||

Donnerstag war Karl auf ein paar Stunden hier, hat mit Tante Bertha Sommerzeug für die Häckelei ausgesucht. Du findest also es für Dich hier. Karl brachte Anna mit, die bei Tante Bertha wohnt. Tante Bertha wird mit Anna morgen reichbeladen zum Eiersuchen nach Potsdam gehn. Uebermorgen erwartte ich zuc Mittag Karl mit den 7 ältesten Kindern; Karl wird Abends wieder heim, die Kinder sollen noch einige Tage hier-||bleiben: Anna, Marie und Georg bei Tante Bertha, zwei Jungen bei Tante Gertrude und zwei bei uns. –

Ich weiß nicht ob ich es Dir schon geschrieben habe, daß in diesem Sommer in Bonn Gustchen und Phillieb zum Besuch erwarttet werden, auch Wilhelm mit Frau und Kinder aus der Capstadt. –

Nun, meine lieben Kinder, wünsche ich Euch recht frohe Ferien-||tage; Ihr werdet wohl mit der lieben Mutter und Clara zusammen sein, grüßt beide herzlich von mir. –

Mit alter treuer Liebe

Euere

Mutter Lotte

Vater grüßt schön.

a gestr.: ist; b gestr.: 13; c korr. aus: zum

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
27.03.1869
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 36371
ID
36371