Haeckel, Charlotte

Charlotte Haeckel an Ernst Haeckel, Berlin, 22. Februar 1869

Berlin d. 22sten

Februar 1869.

Mein lieber Ernst!

Herzlichen Dank für Deinen lieben Brief. Ich freue mich, daß Du mit Frau und Kind wieder wohl bist; haltet Euch nun auch recht frisch. So schwer es mir auch wird, daß Agnes mit dem Kinde zu Ostern nicht wird mitkommen können, so finde ich es doch natürlich, und kann nur Agnes Recht geben, daß sie sich fürchtet, es könne dem kleinen Mann schaden; ich habe selbst schon mit Sorge an die Reise gedacht, mochte aber nichts sagen, und || hätte auch Vater die Freude gegönnt, sein Töchterchen und Dein Söhnchen hier zu haben. Nun, das kann nicht sein, und ich will mich nun auf Pfingsten freun, wo Ihr bei besserer Jahreszeit hoffentlich herkommen könnten [!]. Mit solch kleinen Kinde reist man allerdings nur ohne Sorge, wenn die Mutter es nährt; nun das hat ja auch nicht sein sollen; und da muß man sich in das finden. – –

Es wäre ja auch schon || nicht gegangen, da Ihr zwei neue Mädchen bekommt, da wünsche ich nur, daß Agnes es recht nach Wunsch trifft. –

Daß Du, mein Herzens Ernst, den 16ten ruhiger verlebt hast, freut mich sehr, ich habe es auch mir gedacht, Du bist doch glücklich, wieder eine liebe Frau und ein liebes Kind zu haben, Gott erhalte Dir beides; je inniger Ihr alles mit einander verlebt, um so fester wird sich Euer häusliches Glück gestalten. – Wenn nun zu Ostern Agnes || und Walter nicht mitkommen können; so kommst Du doch gewiß; bei uns sieht es freilich, jetzt immer sehr ernst aus, mit Vater geht es wieder weniger gut, die Nächt sind sehr unruhig, das Atmen wird ihm schwer; wir fahren wohl täglich aus, aber die Treppe wird ihm sauer, da haben wir den Gedanken eine Parterwohnung zu suchen; früher hatten wir wollen in Potsdam eine Sommerwohnung nehmen, das || haben wir aber aufgegeben. – – Karls Kinder sind nun wieder alle auf; Karl war am Sonnabend hier, und ging mit Tante Bertha auf unsere Plätze ins Gustav Adolf Concert. – Donnerstag wird Karl wohl wieder kommen, er ist von Tante Bertha eingeladen, die Onkel Julius Geburtstag feiert. – Karl hatte auch einen Brief von Bertha Peters, die wieder viel Sorge um ihren Sohn Eduard hat; der ist recht krank gewesen und mit der Genesung geht es langsam. – ||

Vater grüßt Dich und Agnes herzlich; von mir grüsse Agnes, die Mutter Huschke und Clara recht schön. Ist Frau Schleicher wieder in Jena? –

Wird Gegenbauer zu Ostern Hochtzeit machen und Frau und Kind heim holen; Gott gebe daß er recht glücklich werde. Ich freue mich auch, daß Ihr wieder mehr Verkehr bekommen werdet. – Nun, für heute wünscht Euch eine gute Nacht

Euere

alte Mutter Lotte.

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
22.02.1869
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 36368
ID
36368