Haeckel, Charlotte

Charlotte Haeckel an Ernst Haeckel, Berlin, 17. Februar 1869

Berlin 17/2 69.

Mein lieber Herzens Ernst!

Gestern war ich den ganzen Tag mit meinen Gedanken und Herzen bei Dir. Wie gerne wäre ich bei Dir gewesen.

Abends gegen 8 Uhr kam noch unerwarttet Karl und blieb bis 10 Uhr, er meinte er müsse uns zu Deinem Geburtstag begrüssen. Nachmittag war Frau Weiß mit Jettchen Barth hier, beide grüssen Dich schön. Letztere kam von Dresden, wo sie ihre Schwester besucht hat. ||

Mir war es gestern den ganzen Tag als müßte ich Dir schreiben, doch konnt ich nicht dazu kommen, erst allerlei Vorbereitungen zur heutigen Wäsche, dann kam viel Besuch. Heute konnt ich nun gar nicht eher dazu kommen; denn da ich bei der Wäsche immer Hulda ganz lasse, a so ging der Morgen mit Kochen und dergleichen hin, was Dich gewiß sehr interessiert. – ||

Die letzten Nächte waren für Vater etwas besser, und ich hoffe, daß er sich nun auch immer mehr erholen wird. Er freut sich sehr auf Euer Kommen, und sprach noch gestern mit Karl davon. –

Gestern war auch Helehne hier mit ihrer Tochter Clara, die hier am 16ten März von Prediger Müllensiefen eingesegnet werden soll und bis dahin noch den Religionsunterricht hier mit haben soll, dann geht sie wieder nach Freienwalde. – ||

Mutter Minchen will zu Claras Confirmation herkommen, und bei Tante Gertrude wohnen. Nun, mein lieber Ernst, bitte ich Dich dringend, mir bald zu sagen, wie es Euch geht, und wie Ihr den gestrigen Tag verlebt habt. Aber sage mir aufrichtig wie es Euch geht; ich kann nicht leuchnen, ich bin in Sorge um Euch. – Deiner Agnes und Walter herzlichen Kuß und an Mutter Huschke und Clara schönen Gruß von Deiner alten Mutter

Lotte.

a gestr.: und im

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
17.02.1869
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 36367
ID
36367