Haeckel, Charlotte

Charlotte Haeckel an Ernst Haeckel, Berlin, 1. – 3. Juni [1869]

Berlin d. 1sten Juni

Mein lieber Herzens Ernst!

Dank für Deinen lieben heute früh erhaltenen Brief, wie sehr erfreut es uns, daß unser jenaer Kleeblat wohl und munter ist. Gott erhalte Euch ferner so.

Daß unser armer Freund Gegenbauer so angstvolle Zeit hat, thut mir sehr leid und ich kann mir recht denken, wie Du mit ihm gelitten hast. Gott gebe, daß es nun auf der Besserung bleibe; und sie sich bald wieder des häuslichen Glücks freuen können. ||

Ich schrieb Euch ja wohl schon, daß Mutter Minchen Sonnabend bei Tante Gertrude angekommen ist, Sonntag Abend besuchte sie uns, und Montag war sie zu Mittag bei uns, mit Frau von Warttenberg, die sich einige Wochen hier aufhält. Heute waren wir mit a Minchen zusammen bei Jacobis zu Mittag. Als ich zurück kam fand ich Luise Lachmann hier, die sagte ein Fräulein A. Seebeck, die jetzt hier sei, habe ihr gesagt, wie prächtig Euer Jüngelchen sei. Du glaubst nicht, wie leid es mir ist, daß ich das liebe Kind noch nicht gesehn habe. – Nun Geduld! – –

Daß Deine liebe Schwiegermutter krank war, thut mir sehr leid, und wenn Ihr dort solch windiges kaltes Wetter habt, wie wir hier, wird sie sich nur langsam vom Rematismuß erholen. Grüsse sie herzlich von mir. – –

Hildebrands sage meinen herzlichsten Glückwunsch, daß der Sohn Professor geworden.

Morgen will Mutter Minchen nach Potsdam fahren.

Den 3ten.

Heute früh kam Karl von Potsdam, zu Mittag war Mutter Minchen bei uns, ich hatte Frau Weiß dazu geladen, auch kam noch Frau von || Warttenberg, der ich gesagt, sie möchte so oft sie wolle, zu uns kommen, es war nun recht gut daß sie grade Minchen hier traf. Zur Feier von Helehnens Geburtstag sind heute Abend alle bei Jacobis, Karl ist auch da, und fährt von dort gleich zurück. Morgen ist der Geburtstag von Gertrud, Heinnrichs Frau, der wird zu Mittag bei Jacobis gefeiert; wir werden auch hingehn. – ||

Sonnabend denkt Minchen abzureisen; sie geht nach Wisbaden zur Kur. –

Bertha hatte vor, Sonnabend nach Halle zu Dryanders zu reisen, und sagte mir, sie habe im Stillen den Plan von dort einen Abstecher zu Euch zu machen. Für jetzt ist ihre Reise aufgeschoben; ob nun später noch was draus wird, weiß ich nicht. –

Theodor hat aus Bonn geschrieben, er ist mit Frau und || Kindern dort glücklich angekommen, sie haben in Bonn schon die Amerikaner gefunden; Gustchen sei unverändert, Phillieb aber sehr gealtert, und sei auch nicht recht wohl. Vater geht es jetzt recht gut, heute freute er sich wieder sehr, Karl hier zu haben. –

Ich kann Dir gar nicht sagen, mit wie viel Sorge ich an Gegenbauer denke, sage mir nur recht bald, wie || es geht, hoffentlich bleibt es an der Besserung. Haben sie ein gutes Mädchen? daß die Frau orndlich gepflegt wird?? Ist die kleine Emma bei ihnen? Dann ist das Kind wohl am Tage viel bei Euch? Grüsse Gegenbauer herzlich von mir, und ich bitte ihn dringend nicht so muthloos zu sein; ich hoffe er wird nach dieser neuen Prüffung wieder bessere Tage sehn. – ||

Sage mir auch, wie es Deiner lieben Schwiegermutter geht? grüsse sie herzlich von mir. Dir, Deiner lieben Frau und kleinem Purtzel die innigste Umarmung von

Deiner

alten Mutter

Lotte.

a gestr.: ihr

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
03.06.1869
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 36362
ID
36362