Charlotte Haeckel an Ernst Haeckel, Berlin, 17. April 1870
Berlin 17/4 70
Mein lieber Herzens Ernst!
Du hast mir eine große Freude gemacht, daß Du mir so bald Deine glückliche Heimkehr gemeldet hast und daß Du Frau und Kind gesund gefunden hast. Gott erhalte Euch, Lieben, ferner so. Ach wenn wir uns nur öfter sehn könnten. Doch bin ich sehr dankbar, daß Du hier warst, Dein Hiersein ist mir eine wahre Herzstärkung gewesen; obgleich Du in Corecturen verbistert warst, so haben wir doch auch manches trauliche besprechen können. ||
Als Du Freitag abgereist warst ging ich zur Kirche und hörte von Lisko eine gute Predigt über das Themah [!]: wie die Betrachtung über Christi Tod uns zeige wie wir recht leben und recht sterben sollen. –
Gestern war das Begräbniß von Martin Müller; Karl und Clara waren mit den 4 ältesten Kindern dazu hergekommen, zu Mittag waren Karl u. Klara bei Lisko, die 4 Kinder bei uns; die Eltern kamen dann noch später ein Stunden zu uns. ||
Morgen wollen sie schon früh mit allen Kindern kommen; Karl und Clara sollen zu Mittag bei Jacobis sein, die Kinder bei uns. –
Gestern Abend waren Jacobis bei uns.
Mutter Minchen ist heute zu Mittag bei Julius, und Morgen wird sie natürlich bei Jacobis sein. Wir waren zu heute und morgen auch eingeladen, ich habe es aber abgeschlagen; ich glaube es ist für Vater am beßten, wenn er so in gewohnter Ordnung fortlebt. ||
Vater ist in seiner Art wohl; und freute sich heute beim Fahren sehr; wie wohl ihm die Luft thue; aber einen Schreck hatte ich wieder in der Nacht von Freitag zu Sonnabend, wo er wieder umfiehl, zum Glück hat er nicht Schaden genommen, und ist wieder ganz munter, er freut sich sehr über Deinen Brief. –
Dienstag will Mutter Minchen abreisen nach Frankfurt und Bertha Priem mit Auguste Bleek nach Bonn. – Mutter Minchen und Vater grüssen Dich und Agnes herzlich versteht sich mit
Deiner Mutter Lotte.