Haeckel, Charlotte

Charlotte Haeckel an Ernst Haeckel, Berlin, 22. Dezember 1870

Berlin 22/12 70.

Lieber Ernst!

Obgleich es in diesem Jahre keinen Weihnachten giebt, so muß ich Euch doch wenigstens ein paar Deskaer schicken.

Möget Ihr das Weihnachtsfest recht heiter und gesund feiern, Walterchen wird Euch die größte Freude sein, der ist grade im schönsten Alter. Gott sei mit Euch, erhalte Euch gesund.

Eigentlich wollte ich Euch die Gläser schicken, war aber bange, es möchte jetzt nicht gut sein, da bei der Kälte Glas so leicht springt. ||

Oben in der Kiste habe ich dir 2 Stückchen von der schlesischen Stritzel gepackt. Als Du hier warst äussertes Du den Wunsch: für Walterchen solchen Naschwerk zu haben, als Du als Kind gehabt, ich habe eine nach Gutdünken gemacht, hoffe es getroffen zu haben; ich habe ja Walterchen so lange nicht gesehn; daß ich ihn mir gar nicht recht vorstellen kann. – ||

Dinstag nach Weihnachten wird Karl mit der Frau und allen Kindern herkommen, wie schön wenn dann die Jenenser Häckelei auch hier sein könnte; nun das kann nicht sein; weiß ich doch, daß wir in Gedanken mit einander sind. Hoffentlich ist Deine liebe Schwiegermutter wieder ganz wohl, und Clara glücklich heimgekommen. Grüsse beide herzlich von mir. ||

Gestern kam der kleine Karl hier durch von Freienwalde um 14 Tage bei den Eltern zu sein, er war vergnügt und hatte eine sehr gute Censur.

Vater grüßt mit mir Euch alle herzlich. –

Seid recht vergnügt und behaltet lieb

Euere

alte Mutter

L. Häckel.

Sind die Schinken und Würste noch immer nicht angekommen??

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
22.12.1870
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 36306
ID
36306