Haeckel, Charlotte

Charlotte Haeckel an Ernst Haeckel, Berlin, 9. März 1866

Berlin den 9ten | März 1866.

Mein lieber Ernst!

Heute begegnete mir auf der Straße Herr Professor Endemann, der mir sagte; er habe Dich noch gestern Abend gesehn, Du wärst wohl, würdest aber erst später kommen, weil Du noch eine Arbeit fertig machen müßtest. Daß Du wohl bist, freut mich sehr; aber es gefällt mir gar nicht, daß Du nicht gleich nach Schluß der Collegien kommen willst; und deshalb schreibe ich Dir noch gleich um Dich zu bitten, daß Du so bald, Du kannst, kommen möchtest; || ich kann Dir ja die Balkonstube heitzen lassen, dann kannst Du da ja ganz ungestört arbeiten und den ganzen Tag für Dich sein; wir hätten Dich aber denn doch bei den Malzeiten bei uns. Ueberlege Dir das doch, und komme so bald es angeht; wir sehnen uns recht nach Dir. Laß Dir noch von Bertha sagen, ob ich von hier auch irgend etwas mit schicken soll, was || etwa in der Wirthschaft fehlt etc – –

Dann vergiß ja nicht mir den Brief von Mutter Minchen mitzubringen, den ich Dir geschickt habe, und auch den, den sie Dir geschrieben hat. – Vater läßt Dich bitten Du möchtest nachsehn ob Du von ihm das in neuester Zeit herausgekommene Buch von Carl Ritter Europa hättest, dann möchtest Du es mitbringen. –

Heute kam aus Landsberg Briefe, sie sind alle wieder wohl. ||

Während ich heute in der Stadt war ist ein junger Herr hier gewesen, hat nach Dir gefragt, und als er hörte Du seist noch nicht hier, hat er einen Brief abgegeben, der Dir bei Deiner Ankunft gegeben werden sollte. Heinnrich bekommt jetzt Diäten als Hülfsarbeiter beim Stadtgericht. – Mit Tante Bertha scheint es doch nun ein klein Wenig besser zu gehn, sie liegt zwar noch immer. –

Hoffentlich sehen wir Dich bald, worauf sich sehr freut

Deine

alte Mutter

Lotte.

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
09.03.1866
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 36250
ID
36250