Haeckel, Charlotte

Charlotte Haeckel an Ernst Haeckel, Berlin, 15. Februar 1866

Berlin d. 15ten | Februar 1866.

Mein lieber Herzens Ernst!

Tausend Dank für Deinen lieben Brief, der mir so recht Deine Liebe zeigte. Wohl wußtest Du wie wir im Geiste mit Dir beschäftigt sind, und Dein Brief war mir eine rechte Beruhigung; ich hoffe nur, auch der morgende Tag wird Dich gefaßter und ergebener finden als im vorigen Jahr. Gott erhöre mein Flehen, und erhalte Dich gesund, und gebe Dir ferner so viel Freude und || Befriedigung in Deiner Berufsthätigkeit. –

Hoffentlich ist morgen Dein Freund Gegenbauer bei Dir, grüsse ihn recht herzlich von mir. Mein lieber, lieber Ernst, wenn ich nur einen Augenblick bei Dir sein könnte! – a

Tante Gertrude und Tante Bertha grüssen Dich herzlich; seit einigen Tagen scheint doch Tante Bertha etwas besser zu sein; es geht zwar langsam.

Von Landsberg bekamen wir heute endlich Nachricht, die Kinder || sind wieder besser, nur hat die dicke Marie eine Erkältung. Unsere Briefe, mein lieber Ernst, haben sich wieder gekreuzt, ich hoffe doch, daß das Kistchen glücklich angekommen ist, und der Inhalt Dir lieb ist.

Heute Abend reisen Merkels wieder ab, sie waren fast täglich bei uns zu Mittag, die Mutter fast immer, und August, wenn er konnte; heute die Mutter allein. Beide lassen Dich herzlich grüssen. – ||

Hast Du Dich nicht auch gefreut über das was Richter in der Kammer gesprochen hat? ich lege alle Zeitungen, die auf die Obertribunalsgeschichte sich beziehen zu sammen; wenn Du zu Ostern kommst, kannst Du alles lesen. – Was soll noch daraus werden? Nun noch mals: Gottes reicher Seegen, über Dich mein geliebtes Kind! Behalte lieb

Deine

alte Mutter

Lotte.

a gestr.: T

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
15.02.1866
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 36247
ID
36247