Charlotte Haeckel an Ernst und Agnes Haeckel, [Berlin], 26. März [1868], mit Nachschrift an Agnes Haeckel
Den 26sten März
Lieber Ernst!
Von einem Tage zum andern habe ich gehofft Nachricht von Euch zu bekommen, aber leider vergebens, nun wenn Ihr nur wohl und munter seid! Nach Deinem letzten Brief ging es ja Agnes besser, und so hoffe ich: Ihr seid nun auch zufrieden, und unsere kleine Frau geht mit frischem Muth der Zukunft entgegen. Dich, mein lieber Ernst bitte ich noch dringend: übernimm Dich nicht wieder mit der Arbeit; was || nutzt es Dir, wenn Du nachher elend bist. Gestern Abend wollt ich schon schreiben als ich aus der Stadt kam, wo ich einige Einkäufe gemacht habe, um heute an Euch abschicken zu können, zu den 5 fertigen Hemden, die hierbei folgen, wollte ich gerne noch einiges für Eueren Schnabel zu packen; ich konnt aber nicht schreiben, da der jüngste Sohn vom Pastor Simon, der Hauslehrer beim Herrn vom Eckartstein || ist, kam und den Abend blieb, sie gehen in diesen Tagen wieder aufs Land, und im Aprill wird er zur Hochtzeit seines Bruders Reinhold nach Halle gehn. Dieser ist Pastor bei Mühlhausen und heirathet eine Tochter von Postdirektor Kramer. –
Gestern Abend bekam ich von Karl einen Brief, worin er sich zu Sonntag anmeldet, er habe seinen Freunden, die zum Reichstag hier sind geschrieben, daß sie auch zu uns kommen möchten, also werden wir wahrscheinlich Sonntag die hierbei uns sehen. || Lui Möllder hat sich zu Anfangs Mai mit seiner Frau bei Tante Gertrude angemeldet.
Hoffentlich kommt meine Sendung gut an, ich habe die Apfelsinen (62 oder 65 Stück) unter die Hemden gepackt, damit es nicht etwa geht wie früher. –
Grüsse die Mutter und Schwestern auf’s herzlichste; und Ihr, meine beiden lieben Kinder seid aufs herzlichste gegrüßt und umarmt von
Euerer
alten Mutter
Lotte.
Schreibt nur recht bald gieb Antwort über meine Frage im vorigen Brief. – ||
[Nachschrift an Agnes Haeckel]
Liebe Agnes!
Diesmal erhälst Du ein paar Zeilen besonders, da Ernst sich wohl nicht für das interessieren wird was ich Dir mitzutheilen habe: die Leinewand ist angekommen, und da 2 Schock geklärte Creas angekommen ist, habe ich, eine kleine Probe, da wo der Stempel ist ausgenitten, damit Deine Schwester Berta sich wählen kann, welche sie haben will; Du brauchst mir nur die Nummer zu schreiben, || und ob ich sie gleich schicken soll oder ob es bleiben soll bis später mehr geschickt wird: N. 40 kostet 10 Thaler 17½ sg., N. 43. 9 Thaler 15 sg. Letztere ist nach der Probe ausgesucht; ist scheinbar feiner, aber wenn auch N. 40 mehr kostet, so scheint es mir doch in der Quallität besser zu sein. Wie gesagt Bertha mag sich wählen, welche sie will, mir ist es einerlei, da ich das eine Stück für die || Kinder verbrauchen will. Nur bitte ich dringend um baldige Antwort, weil die zugeschnitten werden soll, die ich behalte. – Die Probe brauchst Du nicht zurück zu schicken, a bloß die Nummer anzugeben. Deiner Schwester Marie soll es recht gut gehn, Tante Bertha ist mit den 3 Kindern bei ihr gewesen; auch habe ich neulich gehört, sie sei auf dem Ball bei Reimers sehr vergnügt gewesen, und habe flott getanzt. – ||
Grüsse mir Deine liebe Mutter, und Deine Schwestern auf’s herzlichste von
Deine
Dich innig liebenden
Mutter Lotte.
[Nachschrift an Ernst Haeckel]
Lieber Ernst! ich weiß nicht ob ich Dir schon geschrieben habe; daß Louis Mölder mit der Frau denkt im Mai herzukommen; er meldete sich bei Gertrude an und schreibt unter anderen auch, daß sie die Absicht hätten auch Dich in Jena zu besuchen. Ob und wann wir reisen darüber ist noch gar nicht gesprochen, und ich finde, es kann noch nichts darüber bestimmt werden; ich denke Anfangs Juliy. – Behalte lieb Deine alte Mutter.
a gestr.: Sie