Haeckel, Charlotte

Charlotte Haeckel an Ernst Haeckel, Berlin, 15. Februar 1868

Berlin d. 15/2 68

Mein lieber Herzens Sohn!

Gottes reicher Seegen sei mit Dir zum neuen Lebensjahr. Wie sehr beglückt es mich, mein lieber Ernst, daß Du nun wieder mit frischem Muth dem Leben entgegen gehst; und Gott gebe Dir in dem Jahre Gesundheit und viel Freude, vor allem möge er die Hoffnung in Erfüllung gehn lassen, die wir jetzt für Euch hegen, er behüte Agnes und vermehre Euer häusliches Glück. – ||

Hoffentlich wird Agnes morgen so wohl sein, daß Ihr den Tag zusammen recht vergnügt verlebt. Diesmal fällt Dein Geburtstag grade auf einen Sonntag, am Sonntag bist Du auch gebohren. –

Ich habe so viel gesonnen, und wollte Dir so gerne eine kleine Freude machen, aber ich wußte nichts, nun wollte ich Dir Zeug zum Sommeranzug kaufen; aber mir fiel ein, daß || das besser später geschähe, wenn die Kaufleute neue Sommerzeuge haben; also bekommst Du dann von uns Zeug zu Rock, Hose und Weste, und kannst dann mit bestimmen, wie Du es am liebsten hast.

Wenn Agnes wohl genug ist, so denke ich mir wird sie wohl morgen zur Feier Deines Geburtstag ihre liebe Mutter, Schwestern und Gegenbauer gebeten haben, grüsse alle herzlich von mir. – ||

Tante Bertha denkt künftigen Dinstag nach Landsberg zu gehn, das ist mir sehr lieb, da kann Karl sich mal wieder aussprechen. Heute Abend spielt Tante Bertha Ballmutter, sie geht mit Onkel Julius, Gertrudchen, Adelheid und Fräulein von Begulin auf den Juristenball. – –

Sonst wüßte ich Dir von hier nichts zu berichten, wir leben, so wie gewöhnlich, still und einformig fort, ein Tag wie der andere. – ||

Vorgestern hatte ich einen Brief von Frau Merkel aus Merseburg, worin sie mir schreibt, ihre Mutter, die Frau Leisering sei gestorben; die Merkel ist zu ihrem Vater gezogen. –

Gestern war der Geburtstag unserer kleinen Anna in Landsberg, das Mädel ist schon 11 Jahr geworden; am 1sten Februar ist der kleine Ernst 5 Jahr geworden und den 18ten wird Heinerich 9 Jahr. Im Februar haben wir viel Geburtstage, möge es || Allen wohl gehn; und sie alle brav werden wie mein Februarkind.

Grüsse mir Deine liebe Frau aufs herzlichste, und freut Euch morgen des Guten, was Euch Gott gegeben; ich werde mit meinem Herzen bei Euch sein. Behalte lieb

Deine

Dich so innig

liebende Mutter

Lotte

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
15.02.1868
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 36236
ID
36236