Haeckel, Charlotte

Charlotte Haeckel an Ernst Haeckel, Berlin, 4. April 1868

Berlin d. 4ten

Aprill 1868.

Mein lieber Ernst!

Recht sehr hast Du mich in Deinem letzten Brief durch die Nachricht erfreut, daß Agnes sich jetzt besser befindet, und so hoffe ich es soll immer ihr leichter zu ertragen werden. Möge Gott sie behüten, daß alles gut gehe und Euer häusliches Glück einen neuen Zuwachs erhalte.

Schon früher wollte ich Dir schreiben, aber Abends kam öfter Besuch und überhaupt || war die letzte Zeit etwas unruhig: Sonntag den 22sten war Bertha nach Landsberg, und brachte Marie mit; vorigen Sonntag war Karl hier, und brachte Ernst und Georg mit, die auch bei Bertha wohnen; ein paar prächtige Jungen, Du würdest Deine Freude daran haben, Donnerstag waren die beiden Tanten mit den Kindern hier zu Mittag auch Toni Lampert, die seit mehreren Wochen bei Giesels ist. Dinstag waren wir alle || bei Tante Gertrude zu Mittag, Donnerstag kam noch Onkel Julius aus Potsdam mit Gertrudchen zu uns, was mir große Freude machte, da es sonst so schwer ist, sie zu bekommen, sie hatten sich Wohnungen besehn, da ich [!] Michaelis herziehen werden. Heute Nachmittag erwartte ich Frau Oberheim mit den 5 andern Kindern: die beiden großen Jungen werden bei Tante Gertrude schlaffen, die andern bei uns. Du kannst Dir denken, lieber Ernst, wenn ich || mich auch auf die Kinder freue, so ist es mir doch sehr wehmüthig gegen den Jubel, der immer war wenn Hermine mit den Kindern kam. Auch ist es mir nicht recht, daß Karl so ganz allein in dem öden Hause sein will, ich hatte ihn deshalb gebeten: die beiden großen Jungen dort zu behalten, und mit zubringen, er will aber nicht.

Künftigen Donnerstag denkt Karl zu kommen. Morgen Mittag sollen wir alle bei Tante Bertha sein; und ersten Ostertag alle nach Potsdam. ||

Seit einigen Tagen ist nun August Sack aus Halle hier, mit einer Nichte seiner verstorbenen Frau, die ihm die Wirthschaft führt; heute erwartte ich sie zu Mittag.

Den 5ten a

Guten Morgen, meine lieben Kinder, gestern konnte ich nicht mehr zum Schreiben kommen. August Sack läßt Dich, lieber Ernst, herzlich grüssen, er meint er hoffe Dich in Dresden bei der Naturforschenden gesellschaft im September zu sehn; ich sagte ihm da würdest Du schwerlich verreisen können. – – ||

Deine Hemden sind nun alle fertig, ich habe die 3 letzten, an denen nach Deinem Wunsch das eine Knopfloch fehlt, gestern waschen lassen, und denke Montag oder morgen zu packen, ich schicke dann auch die Leinewand für Deine Schwägerinn Bertha mit. Auch werde ich ein Kistchen mit Wein mitschicken, damit Vater bei Dir den Wein findet an dem er gewöhnt ist. Die Fracht werde ich Dir vergüten, schreibe nur, wie || viel es macht; damit ich es in die fürb Dich geführte Rechnung eintrage. – Dabei fällt mir ein, Dich zu bitten mir zu schreiben, ob ich Dir das Geld, was Du nach meiner Berechnung noch bekommst, mitbringen soll oder ob ich hier noch ein Pappier für Dich kaufen soll; von Deiner Rechnung bekommst Du noch einige 40 Th.; dazu wird nächstens die Diviedende der Westphalia kommen. Dagegen erhalte ich noch von der Berechnung mit Agnes etwas über 6 Th,, ich habe ihr die beiden Stücke Leinwand im Betrag von || 21 Th. 5 sg. angerechnet. –

Bitte gieb mir bald darüber Antwort; auch schreibe mir bald: ob ich das Zeug zum Sommeranzug, was wir Dir zum Geburtstag geschenkt haben, jetzt kaufen kann oder ob es Dir lieber ist, wenn ich Dir das Geld gebe und Du Dir es dort kaufst? Vater ist gesund, und grüßt herzlich; meine Gliederschmerzen sind auch nicht mehr so arg. Grüßt Mutter Huschke herzlich von Euerer

Euch so innig liebenden

Mutter Lotte

a irrtüml.: 15; b gestr.: mit; eingef.: für

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
04.04.1868
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 36231
ID
36231