Haeckel, Charlotte

Charlotte Haeckel an Ernst Haeckel, [Berlin], 23. [Juni 1868]

Dienstag d. 23.

Mein lieber Herzens Ernst!

Heute früh bekam ich Deinen lieben Brief. Deine Versicherung, daß Ihr beide wohl und munter seid, freut mich sehr; oft denke ich daran, wie die Hitze für Agnes lästig sein mag, nun sie soll nur guten Muth haben. Die übersandte Tafel interessiert mich sehr, ich werde sie Lui Mölder geben, der auch gern die Vorträge haben wird, die ich durchgelesen habe, und ihm nun auch geben werde. ||

Doch zuerst zur Beantworttung Deiner Frage: 1) die Nationalzeitung bestelle dort vom 1sten July an, ich hatte schon Vater gesagt, daß ich hier für das nächste ¼ Jahr alle Zeitungen aufbestellen würde, da wir doch auch nach Landsberg gehn werden. 2) Mögt Ihr es ganz machen, wie es Euch recht ist: ob Ihr das freundliche Anerbieten von Frau Hildebrand annehmen wollt mir ist es ganz einerlei; wir können auch in Euerer Logier-||stube sein; aber wie gesagt mir ist es einerlei: sind die Stuben im anderen Stock, so macht es für das Mädchen mehr Arbeit, doch ist das auch einerlei, denn wenn Deiner Frau es recht ist, so hat Bertha damit nichts zu thun, Friedrich kann unsere Stube in Ordnung halten und besorgen. Friedrich muß ich mit bringen, daß ist für Vater zu wichtig. Wegen Hulda hast Du schon früher geschrieben, und ich habe ferner || nicht mehr daran gedacht; obgleich ich manichmal daran denke, sie könnte recht nützlich für Agnes sein; wenn wir unten in den Stuben der Frau Hildebrand sind, könnte sie dort für Agnes nähen, käme gar nicht mit Bertha in Berührung, und besorgte nur das, was Agnes oder ich ihr auftrügen. Uebrigens ist Friedrich auch sehr willig und brauchbar. Agnes mag es sich mit ihrer || Mutter überlegen wie sie es wünscht; denn von Hulda könnte sie manche Dienste haben; ich werde sie sonst wohl in unserer Wohnung lassen. Nur bitte schreibe mir bald wie es Euch recht ist. – Uebrigens habe ich über die Dauer unseres Auffenthalts bei Euch noch nichts bestimmt; wir wollen erst sehn, ob es auch überhaupt nicht für Agnes zu viel wird, dann können wir ja gleich wieder abreisen. || Möllders, die Euch herzlich grüssen, kommen dies mal nicht nach Jena, sie werden von hier nach Dresden, Prag etc gehn; auch nicht nach Landsberg, deshalb kam Karl vorigen Sonnabend Abends hier an, und ist Sonntag wieder abgereist, er hatte den kleinen Georg mit, der allerliebst war. Wir waren Sonntag Mittag alle bei Tante Bertha wo auch Ernst Reimer mit seiner Frau waren. Schon längst hätte ich Euch geschrieben, || aber es ist in der letzten Zeit bei uns nicht schön gewesen, ich bin 14 Tage recht krank gewesen, seit vorgestern fühle ich mich aber viel besser. – Einige Tage hatte Vater auch Durchfall, das ist auch besser, aber er fühlt sich noch sehr matt, das ist bei der Hitze kein Wunder. Ich werde mal mit Quincke sprechen: wenn es so heiß bleibt, ist es wohl besser, wir reisen Abends hier ab; kommen dann freilich in der || Nacht bei Euch an; doch das können wir ja noch besprechen: vor dem 4ten July reisen wir keines Falls. Soll ich Dir noch Geld durch die Post schicken? oder soll ich es mitbringen? Bitte schreibe mir auch, ob Agnes noch irgend einen Wunsch hat, den ich ihr von hier erfüllen könnte. –

Grüsse mir Mutter Huschke etc herzlich, und Ihr, meine beiden lieben Kinder, seid aufs innigste umarmt von Euerer

alten Mutter

Lotte.

Vater grüßt herzlich.

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
23.06.1868
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 36225
ID
36225