Haeckel, Charlotte

Charlotte Haeckel an Ernst Haeckel, Berlin, 2. September [1868]

Berlin d. 2ten September

Mein lieber, lieber Herzens Ernst!

Wie sehr freue ich mich, daß es Dir bis jetzt auf Deiner Reise gut gegangen ist; Gott sei ferner mit Dir, daß Du recht gekräftigt und frisch heimkehrst. Daß es Dir in München so sehr gefallen, freut mich, und Du so schöne Versteinerungen gefunden, nach meinem Wunsch hättest Du nur weniger davon darwinisieren sollen, dadurch regst Du Dich immer auf. Nun geniesse nur die schöne Natur recht, aber sei nicht waghalsig, denke fleissig an uns alle, die wir Dich so lieb haben. Deine Frau schreibt mir auch, daß sie sich wohl fühlt, und || so hoffe ich, Ihr werdet Euch recht Eueres häuslichen Glücks freuen, und alles wird gut werden. Wir sind gesund und in Landsberg geht es auch gut. Ueber Potsdam ist noch nichts entschieden. Wie es bis jetzt fest gesetzt ist, soll Heinrichs Hochtzeit am 11ten sein, und dazu erwartten wir Karl mit 3 der Kinder. –

Noch immer sind wir recht in Sorge um Bertha Petersen, die liegt nun schon 4 Wochen am Tifus; vorgestern ist Helehne hingereist, || zu Berthas Pflege; gestern Abend war August hier, und theilte mir den Brief von Helehne mit, die Bertha kränker gefunden hatte, als sie geglaubt. Gott gebe nur, daß es sich bald zum Besseren wendet. – –

Gestern bekam ich eine Verlobungsanzeige: Ottilie Bädeker, geb. Hirzel Leipzig, Professor Tobler Berlin. − Kennst du den Bräutigam? –

Vor einigen Tagen besuchte uns Dr. Hein aus Danzig mit seiner || Frau, die ich zum ersten mal sah, und die mir sehr gefallen hat. Es that ihnen sehr leid, daß sie Dich nicht gesehn hatten, sie waren in Jena in Deiner Wohnung gewesen, um doch Agnes zu sehn, hatten sie aber nicht gefunden. Wie mir Agnes schreibt, wird wohl morgen Ernst Reimer mit der Famielie zurück kommen, dann werde ich ja mündlich von Agnes hören. Ich war heute in || der Stadt und habe ein Hochtzeitsgeschenk für Heinnrich und Gertrudchen gekauft, und habe noch einiges besorgt, was noch zu der kleinen Ausstattung für Dein Kindchen fehlt; ich wollte es aber erst abschicken wenn Du da bist oder so, daß Du es findest; ich denke es soll Dir Spaß machen, es auszupacken. –

Tante Gertrude ist vorgestern von Teplitz heimgekehrt. Tante || Bertha ist auch hier; wird aber nach Potsdam gehn, um da noch alles zur Hochtzeit zu ordnen. –

Wenn nur erst bessere Nachricht von Ziegenort kommen, für Heinnrich thut es mir auch leid, daß er in der Bräutigams Zeit solchen Kummer hat. – Grüsse Deinen Freund herzlich von mir, und Du sei in Gedanken umarmt von

Deiner

Dich so innig

liebenden Mutter

Lotte Häckel.

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
02.09.1868
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 36224
ID
36224