Haeckel, Charlotte

Charlotte Haeckel an Ernst Haeckel, [Berlin], 14. 16. Juli 1857

Den 14ten July 57.

Lieber Ernst!

Gestern bekamen wir von Freienwalde Deinen so sehnlichst erwartteten Brief. Ich freue mich immer, wenn ich höre, daß es Dir gut geht und Du solchen Genuß in der Natur hast. So geniesse auch mit Karl die schöne Reise, die Ihr vor Euch habt, das soll ein Genuß sein, an den Ihr immer gerne zurückdenkt, Karl freut sich auch sehr dazu; wie er gestern schreibt hofft er, daß Grieben früher zurückkommt und er dann auch eher reisen kann. – ||

Inzwischen werde ich sorgen, daß Karl hier bei seiner Durchreise alles vorfindet; Reisegeld 300 Guldena, für Dich noch Geld 50 Thalerb, 1 paar Socken und Dein Regenschirm stehen auch bereit. Als Du Deinen letzten Brief schriebst mußt Du unsern auch noch nicht gehabt haben, worin ich Dir gedankt für den Geburtstag Brief und für das Panorama.

Ich freue mich schon || jetzt sehr, wenn wir wieder beisammen sein werden. Gott gebe uns ein frohes Wiedersehn. Wir denken künftigen Sonnabend abzureisen. Vorgestern ist Onkel Julius mit Frau, 4 Töchtern und Anna Sethe in den Harz gereist. –

Von Tante aus Aurich hatte ich gestern einen Brief worin sie auch meine Kinder grüßt. Als sie schrieb war der Onkel nicht ganz wohl, ich denke nur es ist von der Hitze; auch sagte sie mir, der Onkel sei um seinen Abschied eingekommen. ||

Tante Bertha geht es jetzt mal recht gut, und ich wünsche nur, daß sie sich fortwährend so halten möge; besonders in der Zeit, wo wir alle weg sind. –

Donnerstag. Gestern, mein lieber Herzens Ernst, kam Dein Bericht aus Würzburg, hab herzlichen Dank für die Freude, die Du mir dadurch gemacht, wie auch für Deinen lieben Brief, der heute kam. So schön auch Dein Plan ist, daß wir beide Alten die Reise mitmachen sollten, so geht es doch dies mal nicht, die Kasse sagt entschieden nein. || Deshalb, mein lieber Junge, wollen wir die Hoffnung nicht ganz aufgeben, daß Du uns später noch einiges von dem Herrlichen zeigst, was Ihr dies Jahr geniesset; merkt Euch nur die Plätzchen, die Ihr glaubt, daß sie für uns erreichbar sind; dann reisen wir mal zusammen hin. – –

Karl schick ich heute seine Alpenschuh. –

Deinen nächsten || Brief schreibe nur nach Warmbrunn, wenn ich Dir auch noch keine Wohnung angeben kann, da wir noch keine haben, so wird er uns doch treffen. Eben ist Häckel nach Potsdam gereist, um Bassewitz zu besuchen. Nun, leb wohl, mein Herzens Sohn. Behalte lieb

Deine

alte Mutter. ||

Vorigen Sonntag hatten wir zu Mittag Klapparet und Ernst Weiß hier. Kl. sah besser aus; er wollte uns noch einmal besuchen. –

a eingef.: 300 Gulden; b eingef.: 50 Thaler

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
16.07.1857
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 36218
ID
36218