Charlotte Haeckel an Ernst Haeckel, Berlin, 18. – 20. Januar 1865

Berlin den 18ten Januar

Mein lieber Herzens Ernst!

Tausend Dank für Deinen lieben Brief, den ich heute Mittag erhielt, und jetzt eben nach Landsberg geschickt habe. Wie danke ich Gott, daß es mit dem Fall zu glücklich vorüber gegangen ist, das hätte er schlimm werden können, mir schaudert, wenn ich daran denke. Ist es denn auch wirklich ohne Folgen vorüber gegangen??

Nimm doch nicht wieder solche Halsbrechende Dinge beim Turnen vor, das ist ja nicht || nöthig. Denke doch wie lieb wir Dich haben. Schreib uns nur bald wieder, wie es Dir geht. –

Daß Deine Medusenarbeit fertig ist freut mich sehr, auch daß Du dabei noch solche interessante Entdeckung gemacht hast. –

Daß es Deinen Freunden besser geht, freut mich sehr; hoffentlich erholt sich Schleichera auch bald wieder.

Den 20sten.

Guten Morgen mein lieber Ernst!

Schon gestern wollte || ich diese Zeilen an Dich abschicken, um so eher von Dir Nachricht zu erhalten; aber Vater wollte mit schreiben, und kam nicht dazu. Meine Sehnsucht wieder von Dir zu hören, ist sehr groß; Gott gebe, daß es Dir wirklich wieder besser geht, und der fatale Fall keine schlimmen Folgen hat; schreibe nur ja aufrichtig, wie es Dir geht; am liebsten führe ich gleich zu Dir, um mich selbst zu überzeugen, wie alles ist; doch das geht nicht so leicht. || Ich denke Bertha wird ihr Möglichtest thun, Dirb alles orndlich zu besorgen; spare nur auf keine Weise bei den Sachen, die für Deine Gesundheit gut sind; brauchst Du Geld? so schreibe wie viel ich Dir schicken soll? –

Schreibe mir doch auch ganz aufrichtig, ob es Dir vielleicht lieb wäre, wenn ich im Februar 8 bis14 Tage zu Dir käme, hier habe ich davon noch nichts gesagt, aber in Gedanken habe ich es mir zurecht gelegt. || Wenn Du es wünschst, wird es sich ganz leicht machen lassen; Wilhelm besorgt Vater alles gut, und wenn ich zu Dir gehe, kann er bei Vater schlaffen. Dann erwartte ich Clara und Agnes Lampert, die Vater Gesellschaft leisten können. Also schreibe, wie Du es wünschst. Bei Tante Bertha war ich eben, die läßt Dich herzlich grüssen, es geht ihr etwas besser, sie kann doch etwas genießen, aber sie liegt noch ganz. – Bertha hatte heute einen Brief aus Landsberg, dort ging es auch besser. || Karlchen ging wieder zur Schule, zwar noch mit verbundenem Kopfe – Max Sack ist auch sehr krank, schwermüthig, er ist jetzt mit seiner Schwester Gertrud und dem Diener nach Guben. Dort ist jetzt seine Schwester Minna mit ihrem Mann, der Regierungs-Rath Korn. Ob es dort besser werden wird? Quincke ist mehr dafür daß er gleich nach Görlitz soll, da wird aber erst am 24sten eine Stelle frei. – || Die arme Tante soll sehr betrübt sein, sie will niemand sehn. Ich werde das Geschenk für Dein Pathchen morgen bestellen, ich denke Du schickst mir wohl zu dem Tage ein Briefchen für Helehne. Wenn ich Dir nichts anderes schreibe, so werde ich für Dich einen silbernen Becher nehmen. – Uebrigens ist der Geburtstag nicht, wie Du schreibst den 10ten, sondern den 6ten Februar. ||

Grüsse Deine Freunde herzlich.

Schreibe uns bald und wenn Du nicht kannst, laß durch Bertha schreiben, wie es Dir geht. –

Vorgestern Nachmittag kam Frau Professor Weiß, die Dich herzlich grüssen läßt, ich theilte ihr Deinen Brief mit. –

Nun leb wohl, mein lieber Herzens Ernst, behalte lieb

Deine

alte Mutter

Lotte.

a korr. aus: Schleichert; b korr. aus: Dich

Brief Metadaten

ID
36187
Gattung
Brief ohne Umschlag
Entstehungsort
Entstehungsland aktuell
Deutschland
Entstehungsland zeitgenössisch
Königreich Preußen
Datierung
20.01.1865
Sprache
Deutsch
Umfang Seiten
8
Umfang Blätter
4
Format
14,3 x 23,0 cm
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 36187
Zitiervorlage
Haeckel, Charlotte an Haeckel, Ernst; Berlin; 20.01.1865; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_36187