Charlotte Haeckel an Ernst Haeckel, Berlin, 4. – 5. Februar 1864

Berlin d. 4ten | Februar 64.

Lieber Ernst!

Herzlichen Dank für Deinen lieben Brief, der uns Sonnabend die Beruhigung brachte, daß es bei Euch wieder besser geht. Wie sehr freue ich mich, daß Du wieder gesund warst, und Anna doch auf der Besserung ist. Nun, bitte ich aber dringend, daß Ihr recht vorsichtig seid, alle Freunde und auch Quincke sagen, Anna müsse sich nach der Krankheit sehr schonen, ja nicht zu früh heraus gehn. || Wie viel Sorge und Angst wirst Du, lieber Ernst, um die geliebte Frau gehabt haben; mir wurde es recht schwer, daß ich Euch bei der Entfernung gar nicht helfen konnte. Nun habe ich aber auch recht von Herzen mit Dir Gott gedankt, daß es so schnell besser geworden ist. Hoffentlich hören wir bald, daß es unserer lieben Anna wieder ganz gut geht. – ||

Bei Euerem Kranksein habe ich mich oft gefreut, daß Ihr gewiß an Euerer Bertha eine treue Pflegerin haben würdet, grüsse a sie von mir, und sage, ich ließe schön danken; daß sie gut für Euch sorge. –

Bei uns geht es noch immer nicht ganz gut, Vater kann seine Erkältung noch immer nicht ganz loos werden; Abends || darf er nicht ausgehn, heute bin ich mit ihm in der Mittagsstunde etwas spazieren gewesen. –

Vorigen Sonntag waren wir zu Mittag bei Barth, dessen Schwester zum Besuch hier war. Ausser uns waren dort: Frau Professor Weiß, Beyrich und Frau, H. G. Beier mit Tochter und Sohn und Hartmann; die beiden letzteren fragten besonders nach Dir, || und lassen schön grüssen.

Was Du über Deinen Jahresabschluß etc geschrieben hast, hat mich sehr interessiert, ich denke mit der Zeit wird sich Deine Einnahme noch mehren. – Sonnabend Nachmittag habe ich Deine Geschenke nach Landsberg mit den unserigen geschickt, von Dir den Löffel und 1 Friedrichsd‘or. Ich fand das hinreichend, und Du kannst ja immer später, wenn Du mehr Einnahme hast, dem Jungen noch || was schenken. – Von dort habe ich noch keine Nachricht wieder. – Natürlich nehmen die Ereignisse vom Kriegsschauplatz jetzt sehr alle Gedanken in Anspruch. Tante Bertha ist mit mehrern Frauen (Johanne Reimer etc) sehr beschäftigt mit der Lotterie für Schleswig Holstein; die viel Anklang findet, sie denken wohl 1500 Thaler absenden zu können. || Viel Sorge macht uns Bertha Pine in Potsdam, die wieder ganz liegt; Tante Bertha war Sonnabend dort gewesen, und da hatte auch Tante Adelheid wieder schröpfen müssen. Der kleine Julius ist schon vor Weihnachten eingezogen und jetzt mit in Schleswig Holstein. – So haben unsere Potsdammer viel Noth. −

Anna Orthmann war vor einigen Tagen hier, um sich nach Anna zu erkundigen, || sie läßt schön grüssen.

Freitag Heute früh war Frau Professor Weiß hier, die euch schön grüssen läßt. Nun, liebe Kinder, für heute nur noch die innigsten Grüsse an Euch beide. Gott sei mit Euch, und gebe, daß wir bald hören, daß Ihr, Beide, wieder ganz munter seid. –

Mit der innigsten Liebe Euere

alte Mutter Lotte

a gestr.: sei

Brief Metadaten

ID
36185
Gattung
Brief ohne Umschlag
Entstehungsort
Entstehungsland aktuell
Deutschland
Entstehungsland zeitgenössisch
Königreich Preußen
Datierung
05.02.1864
Sprache
Deutsch
Umfang Seiten
8
Umfang Blätter
4
Format
14,4 x 23,0 cm
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 36185
Zitiervorlage
Haeckel, Charlotte an Haeckel, Ernst; Berlin; 05.02.1864; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_36185