Haeckel, Charlotte

Charlotte Haeckel an Ernst Haeckel, Warmbrunn, 13. September 1864

Warmbrunn | den 13ten September

Mein lieber Ernst!

Du hast uns durch Deinen letzten Brief sehr erfreut, da er uns sagt daß Dein geistiges und körperliches Befinden besser ist; und Du viel schöne Naturfreuden genießt. Gott gebe, daß es ferner mit Deiner Reise nach Wunsch gehe, und Du dann gestärkt und frischer zu uns zurückkehrst. – Diese Zeilen werden Dich wohl in Genf bei Deinem Freunde Clap. treffen, möge es mit || seiner Gesundheit gut gehn, grüsse ihn herzlich von uns.

Als wir unsern letzten Brief an Dich nach Interlaken abgeschickt hatten, bekamen wir am folgenden Tage Briefe aus Landsberg, wobei Karl auch ein Zettelchen an Dich mitschickte, welches ich nun hierbei sende. Deine Briefe schicke ich immer gleich an Karl, habe auch schon die beiden ersten zurückerhalten. Es geht ihnen gut. – Hoffentlich hast Du besseres Wetter, als wir hier: Sonntag war || ein sehr heisser Tag, wir waren bei Schuberts mit Lamperts zusammen. – Es kam ein starkes Gewitter, und seit dem regnet es Tag und Nacht ohne unterbrechung [!]. –

Hoffentlich wird es zu unserer Reise besser; wir denken, wenn nichts dazwischen kommt, Freitag, den 16ten, von hier per Wagen nach Bunzelau zu fahren, dort übernachten und Sonnabend per Eisenbahn nach Berlin, ich habe Tante Bertha gebeten, uns einen bequämen Wagen zum Bahnhof zu schicken; denn in eine Droschke wird Va-||ter nicht einsteigen können. Nach Deinem Briefe vermuthe ich, daß Du erwarttest Vater besser zu finden, als er ist; leider wirst Du ihn viel weniger gut finden als Du ihn zuletzt gesehn; mir macht sein Zustand viel Sorge, besonders, daß seine Hände und Füsse meist sehr geschwollen sind. – – Vater läßt Dich herzlich grüssen, er schreibt nicht mit, es wird ihm zu schwer. Morgen nimmt Vater das letzte Bad, das 23ste. Donnerstag soll er sich ruhig halten. ||

Dein Kommen nach Berlin wird mir eine große Freude sein, ein Lichtpunkt in dem jetzt so schweren Leben. –

Von Tante Bertha haben wir auch einen Brief gehabt, sie ist jetzt wieder in Berlin nachdem sie einige Tage bei ihrer Freundin, Marie Karbe in Blankenburg war. Bertha schreibt: Gertrude, Jacobis und Heinrich seien auch wieder in Berlin. Wenn Bertha ihren und Gertruds Umzug besorgt hat, denkt sie nach Landsberg zu gehn, um Hermine in Wochen zu pflegen. – ||

Leb wohl, mein lieber Ernst, halte Dich gesund und komme gekräftigt zurück. Mit der herzlichsten Liebe

Deine

Mutter Lotte

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
13.09.1864
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 36172
ID
36172