Haeckel, Charlotte

Charlotte Haeckel an Ernst Haeckel, [Berlin, 7. September 1855]

Mein lieber Ernst!

Mit Freude und Dank habe ich aus Deinen Briefen gesehen, daß Gott Dich bisher so gnädig behütet hat auf Deiner Reise; und so hoffe ich wird es auch ferner sein, daß Du Gottes schöne Natur so recht ungetrübt aus voller Seele geniessen magst; sei daher auch vorsichtig und nicht wagehalsig. Mich amüsiert es sehr, || daß Du gerade die Gegenden siehst, wohin von Kindheit an mein Sehnen ging. Wenn so manche sagten: ach ich möchte nach der Schweiz! dann sagte ich: und ich lieber nach den Salzburger Alpen. Nun geniesse es recht, und denke fleissig an

Deine arme, alte

Mutter. ||

Daß wir künftig die lieben Ziegenrücker so nahe haben werden, darüber freust Du Dich gewiß auch mit mir. Uebrigens geht es mir schon etwas besser; ich habe doch auch dies Dir schreiben können, sonst will es mit Schreiben und Lesen nicht recht gehn. Heute habe ich Deine Pflanzen zum 2ten mal || umgelegt; ich denke dabei immer an Deine Freude beim Finden. –

Gehe ja nicht nach Italien, da soll die Colera wüthen; komme lieber wenn Du noch Zeit in den Ferien hast zu uns, doch kürze deshalb Deine Reise nicht ab. Gottes Seegen sei mit Dir, mein Herzens Sohn. Mit inniger Liebe

Deine Mutter.

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
07.09.1855
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 36148
ID
36148