Charlotte Haeckel an Ernst Haeckel, Berlin, 9. November 1852
Berlin 9/11 52
Mein lieber Herzens Ernst!
Heute erhielten wir Deinen lieben Brief, den ich recht sehnsüchtig erwarttet hatte. Wie sehr freue ich mich, daß Du Dich nun schon besser gewöhnst, und frischer und lebensfroher bist. Die Bücher habe ich schon abgeschickt, wie Du jetzt bereits wissen wirst, ich werde das jetzt bestellte immer an einen bestimmten Ort legen, damit es nicht vergessen wird, wenn mal später was geschickt wird. – –
Deine Briefe werde ich aufheben. Daß Du || einen lieben Brief von Weber erhalten hast, freut mich. Du mußt ihn Dir doch später mal nach Berlin kommen lassen. Zur Lampe mußt Du ja reines a raffinirtes Oehl nehmen, bei gewöhnlichem Oehl siehst Du schlecht, und verdirbst Dir Deine Lampe, übrigens glaube ich Du thust am beßten wenn Du Dir es von Deiner Wirthin besorgen läßt. –
Damit bin ich aber gar nicht einverstanden, daß Du nicht Mitglied der Harmonie werden willst, Du mußt || unter Menschen, und mit ihnen leben lernen, da solltest Du das gütige Anerbieten von Professor Kölliker annehmen, und Dich dazu empfehlen lassen. –
Ich denke bald schreibst Du uns wie es Dir b in der Harmonie gefällt. Uebrigens war in deinem Briefe nicht die versprochene Zeichnung von Professor Kölliker. –
Heute hat Tante Bertha einen ausführlichen Brief von Hermine gehabt, worin sie viel von ihrem dortigen Leben schreibt, die Aussicht gefällt ihr sehr; und beide sind seelig, daß sie || sich, und ihre eigne Häuslichkeit haben. –
So bald ich kann, denke ich Deine Freunde mal einzuladen, und werde Deine Grüsse bestellen, bis jetzt hat es sich nur noch nicht thun lassen. –
Gestern Abend hatten wir eine kleine Gesellschaft bei uns, c veranlaßt durch die Anwesenheit des Frl. Schulz aus Bonn. Ihr Onkel, H. Pütmann, Lehrer im Kadettenhaus, mit Frau und 2 Töchtern, Brunnemanns, Julius und Adelheid und Heinrich, Wilhelm u. Theodor waren hier. –
Nun leb wohl Herzens Sohn, denke fleissig an Deine Mutter.
a gestr.: gew; b gestr.: dort; eingef.: in der Harmonie; c gestr.: zu