Haeckel, Charlotte

Charlotte Haeckel an Ernst Haeckel, Berlin, 5. März 1853

Berlin 5/3 53.

Mein lieber Herzens Ernst!

Fast möchte ich Dir gar nicht mehr schreiben, so sehr sehne ich mich danach, Dich zu sehn, und freue mich, daß es nun bald in Erfüllung gehn wird. Komme nur ja so bald Du kannst, aber hülle Dich recht ein und nimm den Pelz um die Füsse, zieh Dich auf der Reise auch recht warm an. Wie wohl wird es uns sein, wenn wir wieder recht traulich miteinander plaudern können. – So Gott will, werden wir die Zeit recht nett miteinander verleben. ||

Tante Bertha läßt Dich auch schön grüssen, sie versparte alles zur mündlichen Mittheilung, sie sitzt jetzt täglich mehrmals eine Stunde auf. Wenn es so fort geht, wirst Du Deine Freude dran haben. –

Sonst haben wir in der Familie einige Unannehmlichkeiten gehabt, Julius Sethe hat sich den Fuß umgeknickt, als er Schlittschuh laufen wollte; es wird dem Wildfang schwer nun so ganz ruhig zu liegen. –

Dann ist vor acht Tagen Karolinchen Naumann auf der Straße gefallen, und durch ein Pferd beschädigt, der Arm ist etwasa gedrückt am Auge hat sie einen kräftigen blauen Fleck, und das Schlimmste war eine Wunde oben auf dem Kopf vom Hufeisen des Pferdes. Das gab Sorge für schlimme Folgen; doch heilt die Wunde gut, das Kind ist munter und ohne Fieber, so denkt man wird es gut vorüber gehn. – || Auch ist Agnes Focke gestorben, so wehmüthig es sonst ist, so war es hier doch eine Wohlthat, da sie schon längere Zeit sehr krank war, und in einer Anstalt bei Enndenich für Geisteskranke. –

Dein nächster Brief, mein Herzensjunge wird mir wohl sagen, welchen Tag ich Dich erwartten kann. –

Halte Dich gesund und frisch, strenge Dich nicht zu sehr an, und hungere nicht! –

Gott gebe uns ein frohes Wiedersehn, worauf sich sehr freut

Deine Mutter.

a gestr.: gequ; eingef.: etwas

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
05.03.1853
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 36108
ID
36108