Haeckel, Charlotte

Charlotte Haeckel an Ernst Haeckel, Berlin, 23. Mai 1871

Berlin 23/5 71

Mein lieber Ernst!

Heute und gestern habe ich soviel Deiner gedacht, da ich voraus setzte, daß Ihr auch besseres Wetter bekommen habt, so wirst Du auch wieder mehr Muth und Frische für’s Leben haben. Hoffentlich wirkt das auch auf Agnes Stimmung wohlthätig ein, daß sie mit Geduld sich in das Unvermeidliche findet, und wieder mehr glauben an Besserung bekommt. So sehr ich mich auch || über das schöne Wetter freue, so ärgere ich mich doch, daß das Wetter solchen mächtigen Einfluß ausübt; mir ist es wenigstens, als lebte es sich viel leichter. Gestern dachte ich daa es der erste schöne Tag war, Du würdest gewiß mit Gegenbauer einen weiteren Spaziergang machen. Wahrscheinlich hast Du auch die Pappiere von der Westphalia erhalten, und da wollt ich Dich bitten, daß Du die von Dir zu unter-||schreibende Vollmacht, mit her bringst, wir können dann besprechen, was zu thun ist; Karl, der gestern hier zum Reichstag war, und einen Augenblick bei uns war, will an August Sack schreiben, ob es richtig sei, wenn jemand von uns zur Versammlung nach Dortmund reiseb; um darnach Bestimmungen zu treffen ob wir die Vollmachten hin schicken, oder ob Karl hinreisen soll. Ich rechne doch bestimmt darauf, daß || Du in der Pfingstwoche bei uns bist, und ich wollte Dich bitten mir so bald Du kannst zu schreiben, wann Du kommst; die Potsdammer wollen einen Tag mit allen Kindern her kommen, und sich darnach richten wann Du hier bist; und ich möchte es in Zeiten wissen, um meine wirthschaftlichen Einrichten [!] darnach zu treffen, wenn die ganze Schaar hier ist; ach, könnte doch Agnes mit den Kindern auch hier sein! Euch allen schönen Gruß von der alten Mutter

a korr. aus: das; b korr. aus: reisen

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
23.05.1871
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 36076
ID
36076