Hans Meyer an Ernst Haeckel, Leipzig, 11. Juli 1891
Leipzig, den 11.7.91.
Liebster Schwiegervater
Dein herzlicher Gruss zum Semesterschluss der Brautpaarbekanntschaft hat uns sehr gerührt und riesig erfreut. Wir vergesslichen Menschen hatten von der hohen Bedeutung des gestrigen Tages nicht die leiseste Ahnung und werden erst heute früh durch eine Bemerkung meiner || lieben Schwiegermama daran erinnert. Nun noch 3 Monate Ferien, und dann beginnt das 2. Semester für Lisbeth und mich, bedeutungsvoll eröffnet durch die Hochzeit. Sie würdig vorzubereiten, haben wir in diesen letzten Tagen grosse Anstalten getroffen. Aber der Besorgungen, Gänge, Wahlen, Käufe sind so viele, dass noch die ganze nächste Woche darüber hingehen wird.
Ich hätte es nie für möglich gehalten, dass dieses Geschäft so zeitraubend ist. Ihr werdet Euch deshalb wohl darein finden müssen, dass Lisbeth nicht vor Ende der kommenden Woche Eure Einsamkeit wieder stört.
Fürbringers freundliche Einladung können wir darum auch nicht befolgen, so gern ich auch die berühmte Bacteriologin, von der mir Lisbeth viel Interessantes erzählt hat, kennen gelernt hätte. Solltest Du hingehen, so entschuldige mich, bitte. Lisbeth wird es noch selbst || schriftlich thun. Auch schreibt sie morgen an Mama.
Das gewünschte Cliché habe ich Dir bestellt und hoffe, dass esa in der nächsten Woche noch rechtzeitig kommt.
Die Meyerei lässt sich Euch allerbestens empfehlen, und das Brautpaar sendet Dir und Mama einen töchter- und schwiegersöhnlichen Kuss.
Dein treuer son-in-law
Hans Meyer.
a eingef.: es