Hans Meyer an Ernst Haeckel, Leipzig, 6. Juli 1891
Leipzig 6/7. 91.
Mein lieber Schwiegervater
Zuvörderst die Meldung, dass Deine Tochter und meine Braut in bestem Wohlbefinden und in froher Laune gestern allhier eingetroffen ist. Meinen lieben Freund Steifensand hat sie leider nicht mehr angetroffen, da selbiger citissime nach Berlin befohlen war, um || voraussichtlich mit einem Riesensprung von Fiume nach Samoa versetzt zu werden. In diesem Fall müssten wir auf seine Brautführerschaft verzichten, und das wäre mir herzlich leid. Lisbeth denkt vorläufig nicht an solche Eventualitäten, sondern hat sich bereits heute mit Feuereifer in hochwichtige Besorgungen von allerlei Ausstattungsobjekten gestürzt. Sie wird dabei sekundiert || von meinem Mutting, der, wie jeder guten Mutter und Hausmutter, diese Beschäftigung ein ungeheures Vergnügen macht. Ich werde dabei gar nicht gefragt, erhalte nur die Versicherung, dass Alles sehr schön und gut sei, und fühle mich gänzlich überflüssig. Ich habe aber gedacht, dass ich die Herausgabe der bei mir deponirten Moneten (M. 3000, gestern von Deinem Bruder erhalten) verweigern || werde, und damit erreicht, dass ich von morgen ab auch meinen Senf dazu geben darf.
Für die Gelder vielen Dank. Die Verrechnung folgt später.
Von den Meiningen, soweit sie wieder bei den klinischen Penaten weilen, viele Grüsse und beste Wünsche für Euer Wohlergehen. Von Lisbeth und mir aber an Dich und Mama einen herzlichen Kuss. Lebt recht wohl.
Dein treuer Schwiegersohn
Hans.