Hans Meyer an Ernst Haeckel, Leipzig, 30. April 1891
DR. HANS MEYER.
BIBLIOGRAPHISCHES INSTITUT.
LEIPZIG, DEN 30.4.91.
Liebster Schwiegervater
Du wünschst baldigste Antwort auf Deine Einladung zur Geographischen Gesellschaft. Nun denn, ich bin sehr gern bereit, auf dem klassischen Boden meiner Jenenser Erlebnisse und Thaten, genannt „Rose“, in Erinnerungen zu schwelgen. Und da Ihr mir die Wahl des Themas || in Gnaden frei lasst, so will ich Euch wieder einmal von afrikanischem Schnee und Eis erzählen. Selbsterlebtes zieht bekanntlich immer am meisten, und auf den Schauplatz meiner schönsten Jenenser Erlebnisse passt die Reminiscenz an die schönsten Afrikanischen Erlebnisse am besten.
Also nennen wir das Thema: „Die Entdeckung der Afrikanischen Schneeberge“. ||
Dabei kommen auch der Kenia und der Ruwensori zu ihrem Recht.
Von meinem geliebten Schatz habe ich einen befriedigten Brief aus Kiel. Bisher ging Alles gut, aber vor dem Abschied von Emma ist ihr etwas bange. Hätte ich Zeit, so führe ich ihr zur Erleichterung nach Kiel entgegen, doch ist mir’s sogar nicht sicher, ob ich nach Berlin abkommen kann, da ich morgen und über-||morgen in Dresden sein muss. Hoffentlich kann ich direct von Dresden nach Berlin weiterdampfen, muss aber Sonntag Abend wieder nach Leipzig zurück, weil wir noch mit der Buchhändlermesse zu thun haben. Tante Bertha Sethe besuche ich jedoch auf alle Fälle.
Zur stetigen Besserung Mamas meine besten Wünsche. Ihr und Dir den herzlichsten Gruss von Deinem
getreuen Schwiegersohn
Hans Meyer.