Hans Meyer an Ernst Haeckel, Leipzig, 19. April 1891
DR. HANS MEYER.
BIBLIOGRAPHISCHES INSTITUT.
LEIPZIG, DEN 19.4.91.
Mein lieber Schwiegervater
Die Münchener Tour mit ihrem Gefolge von starker Erkältung und vieler Arbeit hält mich heute von Jena fern. Wenn also mein geliebter Schatz im Lauf der Woche nicht einmal hierher gespritzt kommt, sehe ich ihn erst am nächsten Sonnabend wieder, für Liesel wie für mich || eine lange Zeit! Vielleicht erlaubt es Mamas Zustand, dass mein Lieb wenigstens 1 oder 2 Tage abkommen kann? Oder geht es nicht vor Emmas Pensionsreise? Und wann findet diese Statt? –
Dir hatte ich für heute die Beantwortung der am vorigen Sonntag gestellten Frage nach der Aussteuer meiner Schwestern versprochen. Nun thue ich es schriftlich. Mein Vater || hat mir die Rechnungsbelege für die beiden Schwestern eingehändigt, die ich Dir bei Deinem nächsten Hiersein vorlegen will. Danach beträgt die Aussteuer jeder Schwester in runder Summe M. 28,000, und zwar entfallen auf die Wohnungseinrichtung rund M. 18,000, auf Wäsche, Bettzeug, Tischzeug, Porzellan, Gläser, Küchengeräth, Kleider etc. M. 10,000. Auf uns kann aber diese Berechnung, wie ich Dir schon sagte, keine volle Anwendung finden, weil ich einen || Theil der Wohnungseinrichtung bereits besitze z. B. Arbeitszimmer, Fremdenzimmer, Flügel und manches andre, das Du in meiner jetzigen Wohnung gesehen hast. Dies also zieh bitte in Betracht, wenn Du Dein Konto aufstellst. Im Uebrigen lass uns die Sache mündlich erörtern.
Meiner lieben Schwiegermama sende ich die herzlichsten Grüsse ans Genesungslager. Hoffentlich treffe ich sie nächsten Sonntag außer Bett. An meinen lieben Schatz einen herzhaften Kuss und Dir einen treuen Handschlag von
Deinem Sohn
Hans.