Heinrich Haeckel an Ernst Haeckel, Potsdam, 13. Mai 1884
Potsdam, den 13. V. 84.
Lieber Onkel!
Für heute nur wenige Zeilen, um Dir meinen besten Dank für Deine vielfachen Bemühungen um mich zu sagen u. Dir die gewünschte Antwort zu geben. Die Anerbietungen sind ja sehr verlockend, und würde ich jetzt schon zugreifen, wenn ich nicht noch auf Antwort von meinem Straßburger Chef Freund warten müßte, der sich nach einer gynäkologischen Stelle für mich umsehen wollte. Ich denke, er wird bald schreiben, so daß ich dann definitiven Bescheid sagen kann. Wenn Freund eine günstige| Stelle anbietet, so würde ich diese annehmen, da ich in das Fach doch nun einmal so ziemlich eingearbeitet bin, während ich bei der Anatomie fast wieder von vorne anfangen müßte. Allein ich glaube, daß wenig Aussicht auf eine gynäkologische Stelle nach meinem Wunsch ist; meist speculiren die jüngeren Assistenten schon lange auf eine Vacanz bei ihrer Klinik. – Also vorläufig bin ich sehr geneigt, auf die Stelle bei Hertwig zu reflectiren und sage definitiven Bescheid, sobald ich aus Straßburg Antwort habe. Angenehm wäre es mir, wenn Du noch über 2 Punkte Auskunft geben könntest 1) weshalb| Dr. Maurer fortgeht, und 2) welche Kurse hat er allein oder mit einem Andern zusammen gegeben?
Empfiehl mich, bitte, Herrn Prof. Hartwig, und grüße all’ die Deinen bestens vom ganzen Hause und besonders
von Deinem
dankbaren Neffen
Heinrich.
Anna ist in Badenweiler gut angekommen, wird dort etwa 3-4 Wochen bleiben.