Mit anderen Briefen hatte man mir einen für Dich bestimmten von Allmers nachgesandt, den ich mich beeile, Dir zuzuschicken.
Hier ist es herrlich. Kennst Du eigentlich Umbrien? Von der hochgelegenen Stadt hat man entzückende Ausblicke auf die reiche umbrische Ebene, die Apenninenkette mit zackigen Gipfeln in zartestem Duft, gegen Sonnenuntergang die Berge von Toscana. Es dürfte wohl, abgesehen von den Gegenden am Meer, eine der sympathischensten Landschaften Italiens sein. Hier genieße ich für einige Tage die Natur, während ich bisher in Breschia, Cremona, Piacenza, Pistoja, Trento,| Lucca, Arezzo ausschließlich der Kunst gelebt habe. An allen diesen Orten habe ich herrliche Sachen gesehen, das Wetter dabei famos. Noch nie habe ich so die Wohlthat empfunden, aus den gewohnten Verhältnissen herauszusein; die mancherlei vergeblichen Bemühungen der letzten Jahre um ein Krankenhaus mit den unvermeidlich damit verbundenen Verstimmungen hatten mir die Lust an der Arbeit erheblich gemindert. Zurückgekehrt denke ich die Sache frisch von einer etwas anderen Seite anzufangen.
Mit den herzlichsten Grüßen an Tante und Emma in steter Treue