Charlotte Haeckel an Ernst Haeckel, Berlin, 9. Mai 1861
Himmelfahrtstag früh
Lieber Herzens Ernst!
Wie sehr Deine alte Mutter sich freut, daß es Dir bis jetzt so ganz nach Wunsch geht, brauche ich Dir wohl eben so wenig zu sagen, als auch wie sehr Du ihr fehlst. Nun ich muß mich ja daran gewöhnen, und bin immer froh, wenn Du Dich in Deiner Thätigkeit glücklich fühlst. So möge Gott Dich dann ferner beschützen. Sorge nur auch, daß die Erkältung bald vorüber gehe.
Gestern ist Anna abgereist, die wird uns auch recht fehlen. –
Mariechen Naumann ist Braut mit einem || Herrn Gustav Tempeltey, der in der Dümmlerschen Buchhandlung ist, es soll ein braver Mann sein. –
Ich werde Dir nächstens Deine Wäsche schicken, die noch von Dir hier war und gewaschen ist, ich werde dazu Deinen braunen Rock packen, und ein paar Stiefel, die sich noch von Dir gefunden; soll ich dazu das Paket Bücher, die Du und Anna vergessen habt, packen, auch die 3 Bücher die Dr. Schneider geschickt hat?? Auch schreibe mir ob Du Dein Handwerkszeug noch haben || willst? Das hat sich oben auf dem Boden gefunden, wahrscheinlich hast Du es dahin mitgenommen, als Du die Gläser holtest, die Du mit in den Thiergarten nahmst den letzten Tag. –
Bertha Priem geht es viel besser. Wenn Du auch sonst noch was mitgeschickt haben willst so schreibe es bald, denn ich will das gerne abschicken ehe die Freienwalder kommen, die ich künftige Woche erwartte. Nun, leb wohl, mein Herzens Junge, und denke fleißig an
Deine
alte Mutter.