Potsdam 27. 1. 91.
Lieber Bruder!
Deine Zeilen richtig erhalten u. mich gefreut, daß Ihr munter seid. Hier ist jetzt viel los, wenigstens für mich seit vorigen Donnerstag täglich in Gesellschaft bis zum Sonntag, wo ich zu Richter’s Geb. Tag (69 Jahre voll) in Mariendorf war. Doch nächstens folgt durch Heinz Bericht. Heut wenig festliche Stimmung; die Speergoldne Vorlage hat mir die Festsuppe gänzlich versalzen. Man wird noch viele Erfahrungen machen müssen.
Mein Ernst kommt zum nächsten Sonntag auf 1 Tag her, von Coethen aus, wo er noch schneidet, will dann wieder nach Gernrode bzw. Quedlinburg zu andrer Arbeit. Mit Minna geht es wieder leider nicht gut.
Mit viel Grüßen an Familie u. Heinz
Dein treuer Bruder
Karl
a Nächsten Sonntag wird Familientisch in Steglitz sein; ich bin bei Aegidi zu Mittag, Abends in Steglitz. − ||
P 25. 1. 91.
Geldangelegenheiten
Gestern den Betrag von 308,30 M. an H. Otto-Erfurt gesandt. Kasse habe ich leider grade jetzt gar nicht, Ich hatte Ende Dezember reinen Tisch gemacht u. was ich nicht brauchte, in Papiere angelegt, komme daher mit meinen laufenden Einnahmen kaum aus. Für Dich muß ich ansuchen, habe aber, da Tante Bertha grade viel bei der d Tps. Bank liegen hat, von dieser 200 M herzuborgen können u. obige Summe flüssig zu machen u. kann von ihr auch die 500 M erhalten, die Du noch brauchst. Einnahmen für Dich habe ich nicht vor 20 Maerz, dann auch erst selbst so viel, daß ich Dir außerdem vorstrecken könnte. Ich werde also die 500 M., sobald Du sie haben mußt, von Tante entlehnen. Hast Du denn Honorar für die „Planktonstudien“ erhalten? Freut mich, daß diese Sache so gut geht! –
a weiter am Rand v. S. 1: Nächsten Sonntag wird…Abends in Steglitz. −
