Haeckel, Karl

Karl Haeckel an Ernst Haeckel, Potsdam, 13. November 1890

Potsdam 13. Novbr. | 1890.

Lieber Bruder!

Besten Dank für Deine Sendung, die ich nur vorgeschriebenermaßen (betr. des W. Inaug) verwenden werde.

Uebrigens ist das Austragen sofort in meinem Buch notirt. – Was Deines Walter’s Erinnerung betr., so hatte ich einmal für eine Rückreise 2 Büchelchen (à 20 od. 40 ₰) von ihm geborgt, habe ihm später auf seine Mahnung das eine zurückgesandt u. betr. des andern, von Turgenieff, ihn gebeten, es sich auf meine Kosten nachzuschaffen, da ich es augenblicklich nicht finden konnte. Das scheint er nicht gethan zu haben. Ich habe nun neulich eine ganze Anzahl Turgenieff’scher Hefte beim Aufräumen der Bibliothek gefunden und bitte Dich, Walter zu veranlassen, mir den Titel des vermißten Buchs mitzutheilen, damit ich es ihm in natura zurückschicken kann. – ||

− Was für Ursach hat es denn, daß er jetzt noch nicht dient? Ich dachte mir, das würde gehen und ihm gewiß auch recht zuträglich sein. Die Willensschule, die man in den Dienstjahren durchmacht, ist gut u. kann bei niemand zu früh eintreten. Ist [er] etwa noch zu schwach gewesen zum Dienen?

– Was:

2. Für die Bilder von Vater u. Mutter danke ich Dir Namens der Kinder bestens. Ich möchte auf mein Conto noch von dem älter aussehenden Bilde Vaters, – das übrigens gleichzeitig mit dem von Mutter gemacht ist – [ ] Stück haben. Bitte bestelle sie || mir u. schicke sie per doppelten Brief.

– Uebrigens wundre Dich nicht über das diesmalige Gekrakel meiner Schrift. Ich habe seit vorigen Sommer Ischias u. bin seit gestern ins Bett konsignirt; werde wohl auf 8 Tage zu Haus bleiben müssen. Ich werde mit Sallizil (innerlich) u. Schwitzen behandelt u. hoffe, daß es bald weiter gehe, u. ich nicht wieder, wie vor 9 Jahren, 10 Wochen liegen muß! Sonst bin ich ganz munter u. kann mir die Zeit mit Lesen vertreiben. Die Krakelei kommt daher, daß ich augenblicklich vom Lehnstuhl aus mit schiefer Schulter auf || hohem Tischchen schreibe. –

Von den Jungens im Harz habe ich gute Nachricht. Ernst ist in Gernrode auf Probe. Zum 17/11 circa ist erste General- Versammlung des (wesentlich durch Hermann’s Thätigkeit ins Leben gerufenen) neuen Obstbauvereins für den östlichen Unterharz (Aschersleben Kreis, Mansfelder Gebirgs Kreis, Quedlinburg u. Anhalter Kreis: Ballenstedt-Gernrode).

Sonntag erwarte ich Tante Bertha, Julius und Hahn’s.

Schreibt Heinz nicht mal einige Zeilen? ich möchte gern wissen, wie es mit seinem Colleg geht.

Viel Grüße Dir und den Deinen

Dein treuer Bruder

C. Haeckel

a NB. Soll ich Geuther’s Rechnung bezahlen? Schicke sie mir dann! Bis 21/12 circa kann ich Dir wieder Gelder senden, b also noch kurz vor dem Feste! –

Dein Gipsrelief ist ganz vortrefflich; besten Dank!!!

c Verschaff Dir doch 45. Bd. von den Preuß. Jahrbüchern, Du findest dort einen d Artikel aus dem Jahr 1880 über die Entwicklung der Colonie Algier.

a weiter am Rand v. S. 4: NB. Soll ich…wieder Gelder senden,; b weiter am Rand v. S. 3: also noch kurz…vortrefflich; besten Dank!!!; c weiter am Rand v. S. 2: Verschaff Dir doch…findest dort einen; d weiter am Rand v. S. 1: Artikel aus dem…der Colonie Algier.

 

Letter metadata

Gattung
Verfasser
Empfänger
Datierung
13.11.1890
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 35249
ID
35249