Karl Haeckel an Ernst Haeckel, Potsdam, 15. Juli 1887

Potsdam 15 Juli 87.

Lieber Ernst!

Daß meine Marie glücklich nach Hause gekommen, hat sie wohl gemeldet. Aber ich habe Euch beiden noch nicht für dena netten Aufenthalt bei Euch gedankt, der ihr trotz angestrengtem Umherlaufen recht gut bekommen ist. Es traf sich ja recht günstig, daß auch Else Reimer gleichzeitig bei Euch war. Marie erzählt noch viel von den hübschen Touren, die Ihr zusammen gemacht habt.

Hier war am 7t Juli großer Ferienwechsel. Siegfried hatte ich schon den Abend vorher nach Berlin gebracht, um ihn am Morgen früh 6 Uhr auf den Stettiner Zug setzen zu können. Er ist denselben Abend glücklich in Zoppot angekommen und befindet sich dort unter der Aufsicht unsrer alten Freundin Krüger sehr wohl.

Hahn reist an demselben Morgen nach Binz auf Rügen, um dort seine Ferien zuzubringen, und gegen Abend zog meine Vicewirthin, Frl. Herms wieder nach Berlin herüber. ||

Das Haus war nun gründlich leer, nur Marie und ich zu Hause. Da haben wir, um den Enkelkindern den Genuß des Gartens zu erleichtern, am Dienstag Frl. Defeit mit den beiden Bälgern zu uns ziehen lassen u. sie in meiner Schlafstube einquartirt. Die Kleinen machen uns viel Freude. Nur zahnt Eva (deren gestrigen Geburts Tag Du als Pathe wohl ganz verschwitzt hast, ebenso wie Heinz) jetzt u. leidet an Durchfall. Sonst ist es ein liebliches, freundliches Kind, das uns ebenso wie die Lotte viel Freude macht.

Mutter war vorgestern gar nicht recht, litt an Durchfall u. Kolik, so daß ich Ebmeier kommen ließ; sie hat sich aber gestern wieder leidlich erholt (trotz der großen Hitze, der in der Nacht ein arges Gewitter folgte); sie verlangt nach einigen Zeilen von Dir. Schreibe ihr doch bald. Grüße mir Heinz und Dein Haus. Von Ersterem habe ich durch seinen Brief an Großmutter doch mal Näheres gehört. – Am 10t waren wir in Wannsee. Habe ich Dir geschrieben, daß Hermann zum October seine Stelle verläßt u. nach einer anderen sich umsieht? –

Gestern schlug ihm Aegidi, der sich sehr um ihn bbemüht, eine Privatstellung bei Graf Asseburg-Meisdorf vor; in Ruppin ist eine Kreisgärtnerstelle frei. Ende des Monats wollen sie nach Preussen auf 14 Tage.

cMarie habe ich mit 1r Photographie-Gruppe (Frl. Herms, Friedel und Lotting) überrascht. Von Friedel lege ich eine für Euch bei. Mit herzlichem Gruß

Dein treuer Bruder.

a korr. aus: die; b weiter am Rand v. S. 2: bemüht, eine Privatstellung…Preussen auf 14 Tage.; c weiter am Rand v. S. 1: Marie habe ich…Dein treuer Bruder.

Brief Metadaten

ID
35248
Gattung
Brief ohne Umschlag
Entstehungsort
Entstehungsland aktuell
Deutschland
Datierung
15.07.1887
Umfang Seiten
2
Umfang Blätter
1
Format
14,2 x 22,0 cm
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 35248
Zitiervorlage
Haeckel, Karl an Haeckel, Ernst; Potsdam; 15.07.1887; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_35248